Schick und vernünftig waren die neuen 308er-Modelle von Peugeot vom
Start weg. Mit den GT-Varianten soll nun die Sportlichkeit der
Baureihe betont werden. Wir haben den 181 PS starken Diesel um die
Ecken geschossen.
Kombis mit viel Motorleistung sind für viele Dienstwagenfahrer die
perfekte Symbiose aus zwei Autowelten. Sie lenken, bremsen und
beschleunigen (fast) wie Sportwagen, sind aber aufgrund des großen
Kofferraums und der fünf Sitzplätze genau so praktisch wie ihre
schwächer motorisierten Schwestermodelle. Ein weiterer Pluspunkt: Wereinen unauffälligen Kombi fährt -und möge er noch so viel Leistung
haben -muss sich über die Neiddebatte keine Gedanken machen -Megären
haben die Fahrzeugklasse einfach nicht auf dem Radar.
Sportlicher Glanz in der Kompaktklasse
Dies gilt auch für den Peugeot 308 SW GT, der das Image des
praktischen Schönlings stolz vor sich herträgt. Und das liegt daran,
dass die "gewöhnlichen" 308er-Kombis, also jene Diesel-Modelle mit
einer Leistung zwischen 99 und 150 PS, als ideale Dienstautos gelten.
Aufgrund ihres geringen Verbrauchs, den humanen Service-und
Reparaturkosten sowie ihres angemessenen Restwerts schneiden sie
deshalb auch bei unserem "Flottencheck" stets hervorragend ab. Mit
den beiden GT-Modellen (auch ein Benziner mit 250 PS ist erhältlich)
will Peugeot der Baureihe nun auch sportlichen Glanz verpassen. Wir
haben uns deshalb den Diesel mit 181 PS genauer angeschaut und
geprüft, ob auch die Top-Versionen mit Wirtschaftlichkeit überzeugen
können.
Starker Punch und hohes Tempo
Der bleibende Eindruck vom stärksten Diesel der Baureihe? Der Motor
zieht dank 400 Newtonmeter bullig aus dem Stand weg und beschleunigt
den Wagen in 8,4 Sekunden auf Tempo 100. Fein: Der frontgetriebene
Peugeot bringt die Kraft souverän auf die Straße. Selbst bei einem
Sprintstart auf leicht feuchtem Asphalt ist kaum etwasvom sonst so
üblichen Gezerre am Lenkrad spürbar, lediglich die ESP-Anzeige im
zentralen Display macht ganz kurz einen auf Disco. Erst mal in Fahrt,
hängt der 308 SW GT dafür umso gieriger am Gas, frisst regelrecht die
Landstraßenkurven. Vor allem im Sportmodus geht"s richtig ab, denn
die Servolenkung und das Ansprechverhalten der 6-Gang-Automatik
werden durch das Fahrprogramm zusätzlich verschärft. Dass das
Fahrwerk des GT gegenüber den normalen SW-Modellen zusätzlich
überarbeitet wurde und nun um zehn Millimeter tiefer liegt,
komplettiert den harmonischen Gesamteindruck.
Klingt wie ein V6-Benziner
An einem weiteren Feature scheiden sich jedoch die Geister, denn das
Sport-Programm verstärkt auch den Motorsound -tut dies aber nur im
Innenraum. Während viele einen solchen digitalen Verstärker als
Peinlichkeit empfinden, sagen andere, dies sei "anrainerschonend" -
da die Nachbarn nicht durch den Auspuffsound gestört werden. Fakt ist
jedenfalls: Im Innenraum hört sich der kultivierte Diesel nach dem
Drücken der Sporttaste wie ein V6-Benziner mit mächtig Hubraum an.
Das mag zwar gefaked sein, macht aber trotzdem irgendwie Spaß. Dass
der Peugeot 308 SW GT am Heck jedoch nur über zwei aufgesetzte
Auspuffblenden verfügt, die keine Funktion erfüllen, ist dann doch
etwas zudick aufgetragen. Denn wenn der Löwe schon brüllt, dann soll
er auch aus richtigen Endrohren fauchen dürfen. Dafür -und das ist
keine Geschmacksfrage -gibt sich der Kombi im Alltag mit 6,2 Liter
Diesel zufrieden, was rund zwei Liter über dem Normverbrauch (4,1
Liter) liegt. Für Dienstwagenfahrer ist der Löwe dank eines
CO2-Ausstoßes von nur 103 Gramm pro Kilometer damit auch auf längere
Sicht interessant. Schließlich wird es -sofern nicht in den nächsten
Jahren wieder an der Regelung herumgedoktert wird - bis ins Jahr 2024
dauern, bis der höhere Sachbezug (zwei Prozent) fällig wird.
Französische Noblesse und Ablagen-Tristesse
Auch wenn kein Dienstwagen so lang behalten wird, im Innenraum ließe
es sich kommod aushalten. Denn gegenüber dem gewöhnlichen 308er ist
das Cockpit des GT mit viel optischem Aufputz ausstaffiert. So zählen
unter anderem Aluminiumpedale, Edelstahl-Einstiegsleisten, rote
Ziernähte sowie ein bis zum Dachhimmel gezogener anthrazitfarbener
Innenraum und 18 Zoll große Aluräder zur Serienausstattung. Umso
erfreulicher ist die Tatsache, dass die Franzosen wieder zeigen, dass
sie auch was von Verarbeitung und Materialwahl verstehen. Dazu
überzeugen die Sport-Ledersitze mit viel Seitenhalt und hohem
Langstreckenkomfort. Was im Alltag jedoch etwas stört, sinddie
relativ wenig brauchbaren Ablagen. Zwar befindet sich in der
Mittelkonsole und im -tunnel jeweils ein recht großes Fach, doch
während beim einen die Schalter für die Sitzheizung durch Abgelegtes
blockiert werden, verschwindet es beim anderen in einem tiefen Loch.
Dazu muss man sich auch an die Bedienung von Navi, Klima und Co
gewöhnen, denn sämtliche Funktionen sind nur über den zentralen
Touchscreen steuerbar. Der Nachteil: Wer gerade das Navi benutzt,
muss, um die Temperatur zu regeln, erst das Menü wechseln. Vor allem
anfangs kann das durchaus vom Verkehrsgeschehen ablenken. Apropos
ablenken: Trotz der sportlichen Gene und Optik bleibt der 308 SW GT
ein richtiger Praktiker. So sind die Fondsitze etwa per Hebelzug
umzuklappen, womit sich das Kofferraumvolumen von 660 Liter auf 1.775
Liter mit einem Finger erweitern lässt.
Auf der rechten Seite haben wir den Peugeot 308 SW GT mit den
wichtigsten Mitbewerbern verglichen und sowohl die Wartungs-und
Verschleißkosten als auch die Wertstabilität genau unter die Lupe
genommen.
Die FLOTTEN-check-Bilanz
Der Peugeot 308 SW GT kann nicht nur mit seiner
sportlich-komfortablen Fahrweise, der wirklich umfangreichen
Serienausstattung und dem mit Abstand größten Kofferraum im
Vergleich, sondern auch kostenseitig überzeugen. Auch wenn er sich
bei den Wartungs-und Verschleißkosten doch recht deutlich vom 180 PS
starken Seat Leon ST FR geschlagen geben muss, der sich damit als
Kostenkaiser etabliert -auch weil er mit einem Grundpreis von 29.190
Euroder günstigste ist. Dazu kommt: Der Leon ist laut Datenblatt
auch der sprintstärkste Wagen, nur 7,8 Sekunden vergehen, bis die
Nadel Tempo 100 anzeigt.
Der Spanier hat wiederum den Nachteil, dass seine Serienmitgift nicht
ganz so umfangreich ist wie die des Franzosen. Beinahe alle
Luxus-Features wie das Navigationsystem, die Einparkwarner oder das
Automatikgetriebe müssen optional dazu geordert werden.
Dies gilt imübrigen auch für die beiden anderen Konkurrenten: Sowohl
der VW Golf Variant GTD wie der Ford Focus ST Traveller krönen sich
nicht gerade mit dem Titel "Vollaustattung ab Werk", sondern
verlangen nach einigen Extras, um richtig wohnlich zu werden. Ebenso
weniger positiv: Der starke Kölner kommtauch in puncto Standard-
Kofferraumvolumen und bei den Wartungsund Verschleißkosten im
Vergleich am schlechtesten weg, auch wenn der Wolfsburger Power-Kombi
bei der Kostenrechnung nur geringfügig besser abschneidet. Zumindest
beim Normverbrauch schenken sich die vier sportlichen Firmenautos
kaum etwas: Die maximale Differenz liegt zwischen dem Peugeot (4,0
Liter) und dem Golf (4,4 Liter).
Und was sagen die Wertverlust- beziehungsweise Restwert-Daten? Die
sprechen ziemlich eindeutig für den Seat Leon ST FR, der in allen
Monats-beziehungsweise Kilometerrechnungen die Nase vorn hat. Auch
der VW Golf GTD Variant schneidet in puncto Wiederverkaufspreis
besser ab als die beiden Konkurrenten aus Paris und Köln. Sowohl der
Ford als auch der Peugeot weisen einen relativ hohen Wertverlust auf,
den zumindest der 308 GT SW mit seinen niedrigen Wartungs-und
Verschleißkosten etwas ausgleichen kann.