Leistung imÜberfluss, Luxus satt und ein Motorsound zum Niederknien.
Der BMW X6 M ist ein einziges Spektakel: Der Überdrüber-Bayer ist ein
Hochsitz mit Raketenantrieb.
Die 4,2 Sekunden, die bis Tempo 100 vergehen, lassen sich umrechnen
in eine Skala, die den Wahnsinn spürbar macht: Kribbeln. In den
Zehen, den Beinen, im Hintern. Je weiter das Blut nach dem Kickdown
die Schenkel hochwandert, desto radikaler schiebt der Wagen an. So
einfach sich das anhört, desto extremer fühlt es sich an. Im Fall des
BMW X6 M - einem 575 PS starken SUV-Kampfschiff - schreien Fahrer und
Beifahrer nach Dekompressionsstrümpfen, so brutal reißt die Fuhre
dank Allradantrieb und dreißig Zentimeter breiten Schlapfen an.
Am Gummiband auf Tempo 250
Der 4,4 Liter große Bi-Turbo-Benziner fördert ab sagenhaft niedrigen
2.200 Umdrehungen pro Minute gewaltige 750 Newtonmeter. Das Resultat:
Die G-Kräfte verhindern unter voller Last, dass etwa der Beifahrer
das Armaturenbrett berühren kann, so arg wird er in den Sitz
gepresst. Und das Spektakel nimmt auch jenseits der erlaubten
Autobahngeschwindigkeit kein Ende. Zweimal das Lenkrad-Paddel zum
Zurückschalten gedrückt und der X6 zieht mit der gleichen perversen
Souveränität von 150 km/h bis jenseits der 200er-Marke. Nein, das ist
keine Elastizität mehr, das ist nur mehr ein bis zum Zerreißen
gespanntesGummiseil. Und dazu brabbelt, schreit und bollert der
V8-Motor in allen Lebenslagen auf eine Art, wie man sie heute nur
noch selten hört.
Hochsitz mit zwei Turbos
Überhaupt: Trotz der anfangs ungewohnt hohen Sitzposition, den
XXL-Abmessungen und der bescheidenen Übersicht fühlt sich das
bayerische Kampfschiff in Bewegung unglaublich handlich an. Wie ein
Speedboot mit Finne pickt es in Kurven auf der Ideallinie. Den
Grenzbereich des X6 M erreicht der Otto-Normalfahrer ohnehin nur mit
größter Mühe. Dazu ist die Lenkung scharf wie ein Skalpell und die
Bremsen verzögern, dass manchem die Dritten aus dem Mund fallen
könnten. Kein Wunder also, dass öfters der Gedanke keimt: Das ist
eines der wenigen SUV, das den Namen Sports Utility Vehicle wirklichverdient.
Verbrauch? Frage nicht ...
Sportlich ist allerdings auch der Verbrauch, wenn der X6 M am Limit
bewegt wird: Da können schon mal 25 Liter feinstes Super Plus auf 100
Kilometer in den Brennräumen versickern. Im entschleunigten Alltag
reichen dann aber auch mal 15 Liter -was angesichts des Gewichts und
der Leistung gar nicht mal so übel ist. Diejenigen, die sich ein Auto
um knapp 160.000 Euro leisten können,dürften dabei aber auch nicht
das große Kribbeln bekommen.
Das gefällt uns: die Leichtigkeit, wie sich das Riesen-SUV fahren
lässt
Das vermissen wir: 160.000 Euro auf der hohen Kante
Die Alternativen: Mercedes GLE Coupé AMG S, Porsche Cayenne Turbo