Mit dem neuen Superb ist Skoda nicht nur optisch ein großer Wurf
gelungen. Der Combi überzeugt mit unglaublichem Platzangebot, einem
sparsamen Motor sowie zahlreichen cleveren Features auch
eingefleischte Fans anderer Marken. FLOTTE&Wirtschaft hat den
Tschechen mit dem Mitbewerb einem Kosten-und Restwertcheck
unterzogen.
Anfang der 1980er-Jahre hatten meine Eltern einen Skoda. Einen
himmelblauen 120 L, um genau zu sein. Meine Auto- Affinität war
durchaus schon ausgeprägt und das Auto für mich - trotz der von Papa
unermüdlich betont guten Wintereigenschaften dank Heckmotor und
Hinterradantrieb -schlichtweg demütigend. Und so hab ich mir
geschworen, nie mehr in einen Skoda einzusteigen. Ein etwas
vorschneller Entschluss, wie mir im Lauf der Zeit klar geworden ist.
Spätestens mit der Übernahme durch den Volkswagen-Konzern ist auch in
Mlada Boleslav ein neues Zeitalter angebrochen, auch wenn es nach wie
vor noch Leute gibt, die mit der Vergangenheit der Marke noch immer
nicht abgeschlossen haben.
Schicke Optik
Doch spätestens der neue Superb sollte nun auch die letzten Zweifler
eines Besseren belehren. Das Design strotzt nur so vor
Selbstbewusstsein und hätte vor nicht allzu langer Zeit auch einem
Audi gut zu Gesicht gestanden. Das Schwarz unseres Testwagens macht
den großen Skoda vielleicht eine Spur zu ernst, dafür bieten die
feschen 18-Zoll-Felgen einen willkommenen Kontrast. Keine Frage, der
neue Superb ist ein Auto, für das man sich nicht genieren muss, im
Gegenteil. Während die Optik freilich Geschmackssache bleibt, kann
der smarte Tscheche auch bei den harten Fakten punkten -und wie!
Unglaubliches Platzangebot
Das Platzangebot war bereits bei der ersten -nur als Limousine
verfügbaren - Version üppig, Superb II steht dem um nichts nach. Und
auch beim neuen Flaggschiff hat es Skoda geschafft, den Innenraum
größer wirken zu lassen als es die Außenabmessungen vermuten lassen,
selbst wenn eine Länge von 4,85 Metern durchaus stattlich ist. Der
Fond bietet eine Beinfreiheit, die selbst manches Oberklasse- Modell
nicht erreicht und das auch hinter groß gewachsenen Fahrern. Da es
auch an der Kopffreiheit nicht mangelt, können bis zu fünf Erwachsene
so entspannt reisen, wie in keinem anderen Fahrzeug dieser Klasse.
Der Kofferraum schließt da an, 660 bis 1.950 Litersind eine Ansage.
Konzernbruder VW Passat muss sich ebenso geschlagen geben, wie die
Premium-Liga in Form von 5er-BMW, Audi A6 oder Mercedes E-Klasse,
wenngleich das T-Modell zumindest beim Standard-Kofferraummaß die
Nase leicht vorn hat. Apropos Premium, in Sachen Prestige kann der
Skoda Superb zwar nicht mithalten, wobei es in Zeiten wie diesen ja
sogar hilfreich sein kann, bei manchem Kunden mit dem Firmenauto
nicht zu dick aufzutragen.
Clevere Details und ein nervöses adaptives Xenon-Licht
Wirft man einen Blick in den Innenraum, so stellt man abseits des
Platzangebotes wohlwollend fest, dass nicht nur das Blechkleid,
sondern auch das Interieuräußerst akkurat verarbeitet wurde. Dem
Konzernbruder Passat steht der Superb jedenfalls um kaum etwas nach,
ein Festplatten-Navi mit großem Touchscreen gibt es hier wie dort.
Ergonomisch gibt sich der große Skoda jedenfalls keine Blöße, durch
die länger gewordene Liste möglicher Extras stehtauch einer
Individualisierung nichts im Wege. Und Skoda wäre nicht Skoda, würde
nicht auch das neue Flaggschiff dem "Simply Clever"-Slogan folgen. Ob
Regenschirm und Abfalleimer in der Tür, Eiskratzer im Tankdeckel oder
die herausnehmbare und als Taschenlampe nutzbare Leuchte des
Kofferraums, man fragt sich, warum andere Autos das alles nicht
haben. Nicht ganz so clever ist indes das an und für sich praktische
adaptive Xenon-Licht, das partiell fast immer mit Fernlicht unterwegs
ist und andere Verkehrsteilnehmer automatisch aus dem Lichtkegel
ausblendet. Immer wieder zuckt das Licht leider nervös und dunkelt
Bereiche ab, in denen sich kein anderes Fahrzeug befindet. Darüber
hinaus wird oftmals auch ganz ohne Gegenverkehr nicht die volle Power
abgerufen, die man bei manuellem Aufblenden vorfindet.
Umfangreiche Serienmitgift und attraktive Pakete
Die Style-Ausstattung beinhaltet Annehmlichkeiten wie vier
elektrische Fensterheber, Klimaautomatik, beheizbare Vordersitze,
Parksensor vorn und hinten, Tempomat und noch einiges mehr. Darüber
hinaus empfehlenswert sind Gimmicks wie eine elektrische Heckklappe,
abgedunkelte Scheiben oder auch eines der Pakete, zum Beispiel das
Technik-Paket. Inkludiert sind hier neben dem großen Columbus-Navi
auch eine Dreizonen-Klimaautomatik, der tadellos funktionierende
Parklenkassistent und eine LED- Innenraumbeleuchtung. Der
Preisvorteil bis zu 1.169 Euro kann sich jedenfalls sehen lassen.
Gemischte Gefühle hat die automatische Distanzregelung für den
Tempomaten hinterlassen, besonders bei einem Fahrzeug mit
Handschaltung, wo das System klarerweise nicht bis zum Stillstand
regeln kann.Überhaupt bekommt das DSG-Doppelkupplungsgetriebe einmal
mehr eine klare Empfehlung ausgesprochen. Schade: Die Kombination aus
DSG und 4x4 ist beim 150-PS-TDI aktuell nicht zu haben. Allen
Varianten gemeinsam ist das harmonische, eher auf Komfort getrimmte
Fahrwerk, das zu flott genommene Kurven mit sanftem Untersteuern
quittiert.
Niedriger Realverbrauch trotz Allradantriebs
Die Antriebspalette des neuen Superb ist groß, drei Benziner (125 bis
280 PS) und ebenso viele TDI (120 bis 190 PS) stehen zur Wahl. Diese
wird aber dennoch nicht zur Qual. Im Firmenfuhrpark dürften die
Benziner ausscheiden und bei den Selbstzündern fällt die Entscheidung
zwischen dem 150 PS und dem rund 2.000 Euro teureren
190-PS-Turbodiesel. Der 150-PS-TDI ist die Vernunftvariante, weniger
Leistung sollte es aber nicht sein. Vom Allradantrieb merkt man bei
normalen Bedingungen kaum etwas, erst bei Traktionsverlust wird auch
die Hinterachse mit Kraft beschickt. Dem Abgasskandal zum Trotz
zählen die TDI-Motoren des VW-Konzerns in der Praxis nach wie vor zu
den sparsamsten Aggregaten. Zwischen 5,5 und 6,1 Liter genehmigte
sich unser Allradkombi, ein mehr als tadelloser Wert. Aller Ehren
wert ist auch der Preis, den 2.0 TDI 4x4 in der gehobenen
Style-Ausstattung gibt es ab fairen 37.860 Euro.
Flotten-Check
Wie sich der neue Skoda Superb Combi bei Wartungs-und
Verschleißkosten sowie beim Restwert im Vergleich zu den Konkurrenten
VW Passat Variant, Opel Insignia Sports Tourer und Ford Mondeo
Traveller schlägt, sehen Sie auf der rechten Seite.
Die FLOTTEN-Check-Bilanz
Eines gleich vorweg, die Konkurrenz des Skoda Superb Combi muss sich
warm anziehen. Beim Platzangebot ist der Tscheche zumindest eine
halbe Nummer größer und das nicht nur im Kofferraum, sondern auch auf
der Rücksitzbank. Der Motor stammt aus dem VW-Regal und erfreut mit
Praxisverbräuchen teils unter sechs Liter, beim Restwert hat der
Superb mittlerweile zum Musterschüler VW Passat aufgeschlossen. Der
ist zwar eine Spur kleiner als der Konzernbruder, kostet allerdings
vor allem ausstattungsbereinigt spürbar mehr. Interessant: Bei den
Wartungs-und Verschleißkosten liegen Superb, Mondeo und Passat fast
exakt gleichauf, vom Insignia waren leider keine Daten verfügbar. Der
Ford Mondeo Traveller kann bei den prognostizierten Restwertennicht
ganz mit Skoda und VW mithalten, gleiches gilt auch für den Opel
Insignia Sports Tourer.
Bei der Ausstattung der jeweiligen Grundmodelle ist Vorsicht geboten,
viele Features können erst ab der nächsthöheren Ausstattungsstufe
geordert werden beziehungsweise sind dann überhaupt serienmäßig.