Seit knapp einem Jahr fährt Puls4-Moderator Volker Piesczek einen
elektrischen Nissan e-NV200. Was er an Elektroautos schätzt und wo es
seiner Meinung nach noch Verbesserungspotenzial gibt, hat er im
Gespräch mit FLOTTE&Wirtschaft erzählt.
Wir treffen Volker Piesczek in einem Kaffeehaus im 16. Bezirk. Trotz
seines hohen Bekanntheitsgrades als Moderator der
Puls4-Lifestyle-Sendung "i Like" und Ehemann von Grünen-Chefin Eva
Glawischnig sind dem gebürtigen Niederösterreicher Starallüren fremd.
Dennoch steht nicht nur sein Auto, sondern auch er unter Strom. Das
Handy läutet mehrmals, unterschiedliche Termine müssen koordiniert
werden. Kann man da mit einem Elektroauto überhaupt glücklich werden?
Schließlich sind da doch Themen wie Reichweite und Ladedauer. "Für
mich ist das Fahren mit dem Nissan e-NV200 sogar entschleunigend.
Gerade bei längeren Strecken muss man zum Laden ja Pausen einplanen,
daher fahre ich einfach dementsprechend früher weg", so Piesczek.
"Und während das Auto lädt,trinke ich einen Kaffee und lese Zeitung,
das ist doch wunderbar oder?"
Ein neuer Elektro-Anlauf
Der Romy-Preisträger wurde bereits vor einigen Jahren auf
Elektroautos aufmerksam, im Zuge von Recherchen zu einer Reportage.
"Who killed the electric car" ist eine spannende Dokumentation aus
dem Jahr 2006, bei der es darum geht, warum bereits in den
1990er-Jahren serienreife E-Autos wieder vom Markt verschwundensind:
"GM hatte mehrere hundert Fahrzeuge vom Typ EV1 im Einsatz,
Testimonials wie Mel Gibson oder Tom Hanks wurden engagiert.
Hintergrund war ein extrem strenges Emissionsgesetz in Kalifornien,
das dann offenbar durch die Öl-Lobby wieder zu Fall gebracht wurde.
Obwohl die Fahrer der Elektroautosbegeistert waren, wurden die nur
geleasten Autos verschrottet." Dass das nun wieder passieren könnte,
glaubt Piesczek aber nicht: "Die Entwicklung ist zu weit
fortgeschritten, ich denke, dass die Elektromobilität jetzt nicht
mehr aufzuhalten ist."
Elektroauto fahren ist sexy
Aber ist ihm, der vor einiger Zeit Reportagen rund um den
Profirennsport gedreht hat, ein Elektroauto nicht zu fad und leise?
"Für das Ego eines Mannes muss ein Auto oft laut sein, man will sich
über die Lautstärke beweisen. Aber meiner Meinung nach ist
E-Autofahren sexy, man muss sich absolut nicht dafür genieren, im
Gegenteil." Als großes Argument gegen die E-Mobilität wird zumeist
die geringe Reichweite genannt, wiekommt ein vielbeschäftigter Mann
mit einem Elektroauto in der Praxis über die Runden? "Jeder sollte
sich einmal selbst fragen, wie viel Kilometer er täglich mit dem Auto
fährt. Dann werden die meisten schnell draufkommen, dass die
Kilometerleistung deutlich unter den Reichweiten der E-Autos liegt.
Man lernt auch, Entfernungen richtig einzuschätzen. Vom 16. in den
21. Bezirk über der Donau sind es zum Beispiel nicht einmal zehn
Kilometer, gefühlt ist die Strecke aber viel länger."
Die Infrastruktur ist enorm wichtig
Autofahrern, die bisher ausschließlich mit fossilen Treibstoffen
unterwegs waren, schlägt beim Umstieg auch die Psyche ein
Schnippchen: "Viele Leute würden bei unter 100 Kilometer Reichweite
vermutlich schon die nächste Tankstelle ansteuern, im Elektroauto
sind 100 Kilometer noch richtig viel." Dennoch ist man natürlich
starkvon der Infrastruktur abhängig: "Mittlerweile gibt es gerade
von Smatrics viele Schnellladestationen, wo der Akku in 30 Minuten zu
80 Prozent gefüllt ist, das ist schon eine feine Sache." Auch von
Wien Energie hat Piesczek eine Ladekarte im Auto, wenngleich er die
Zurückhaltung der Wiener Stadtregierung bei der nötigen Infrastruktur
auch nicht gutheißt. "Schade, dass man hier nicht zwischen
konventionellen und elektrischen Autos unterscheidet ... Meiner
Meinung nach sollte man zum Beispiel in Park-&-Ride-Anlagen sogar
vorschreiben, Parkplätze mit Steckdosen auszustatten, das würde
absolut Sinn machen und auch den Anreiz für E-Autos weiter erhöhen."
Öffentliche Verkehrsmittel auf längeren Strecken
Für längere Strecken - wie zum Beispiel nach Salzburg - wird
allerdings nicht das Auto, sondern die Bahn genommen: "Ganz ehrlich,
da bin ich in 2,5 Stunden völlig entspannt dort, das schaff ich mit
dem Auto keinesfalls. Fein wär"s, könnte ich dann dort in ein E-Auto
wechseln." Und überhaupt bricht der ehemalige Fußballer eine Lanze
für den öffentlichen Verkehr: "Für manche ist Autofahren wie eine
Sucht, die wissen gar nicht, wie komfortabel ein Zug sein kann.
Natürlich gibt es Wege, für die man ein Auto benötigt, aber wenn ich
mir ansehe, dass ich von Tullnerfeld in 17 Minuten in Wien bin, dann
verzichte ich gerne auf das Auto und den damit verbundenen Stress."
Raumschiff e-NV200
Der Nissan e-NV200 hat sich mittlerweile zum echten Familienmitglied
etabliert: "Meine beiden Söhne fahren unglaublich gerne mit dem
Nissan, sie nennen ihn das Raumschiff. Und er hat tatsächlich
unglaublich viel Platz, egal ob für Sportsachen oder Fahrräder."
Liegengeblieben ist der Familienvater zwar noch nicht, ein paar Mal
war"s aber schon haarscharf: "Die Reichweite wird nicht bis zumletzten Kilometer angezeigt und da wird"s am Ende schon spannend, ob
es sich ausgeht, aber bis jetzt hat es immer geklappt."
Zum Schluss fragen wir noch nach dem idealen Elektroauto, die Antwort
folgt prompt: "Eine Reichweite von 250 Kilometern in der Praxis wäre
fein, auch wenn man 130 km/h auf der Autobahn fährt. Und das Ganze
als Cabrio, das wär"s!"