Zwischen stationärem Handel und Klinkenputzen: Der professionelle
Verkauf aus einem "rollenden Geschäft" hat sich erst durchsetzen
können, als das Verzehren frischer Speisen direkt auf der Straße zur
Zeit des Nachkriegs-Wirtschaftswunders üblich wurde. Heute verkaufen
zahlreiche Fleischhauer und Bäcker auch auf Tour und Markt.
Gottlieb Duttweiler, der Gründer der Migros, ließ im August 1925 die
ersten fünf Verkaufswagen ausfahren: Diese hatten nur sechs Artikel
im Gepäck. Sie entwickelten sich in der Nachkriegszeit zu richtigen
rollenden Kaufhäusern, die in den Städten und Dörfern regelrechte
Haltestellen anfuhren. Von der Fahrerseite mit Waren beladen, wurden
sie bei Schönwetter im Freien auf der Beifahrerseite verkauft. Durch
den Wunsch, im Trockenen einzukaufen, entstanden - wie auch in
Österreich - Kolonialwarenläden in extra dafür ausgebauten
Kleintransportern, Lkw-Aufbauten oder Autobussen.
Auffallen um jeden Preis
Im Gegensatz zu stationären Würstelständen oder Getränkekiosken
suchten Molkereiproduktehändler, Fleischhauer, Bäcker oder
Konditoren, die ihre Erzeugnisse einerseits auf dem Wochenmarkt
verkauften, die aber auch Kunden schlecht versorgter Gebiete mittels
Straßenverkauf bedienten, nach einem geräumigen Fahrzeug mit Antrieb.
Schon immer war dabei Auffallen im Straßenbild Trumpf -erinnern wir
uns nur an die fantasievoll gestalteten typisch englischen
Transporter oder auch Kleinlieferwagen, aus denen Eiscreme verkauft
wurde.
Entscheidend ist die Basis
Auf der Automechanika hat die von Knickgelenk-Abschleppwagen bekannte
Eder-Algema-Gruppe, zu der auch Fit-Zel gehört, ihr neues
Chassis-Tec-13-Zoll-Fahrgestell für niedrige Dreiachser mit
individuellen Aufbauten auf VW T6 mit Luftfederung präsentiert.
Algema ist als Premium-Partner von VW Nutzfahrzeuge auditiert, das
Chassis-Tec-Fahrgestell auch für andere Frontantriebs-Transporter
nutzbar.
Alte Bekannte und neue Konzepte
Humer Anhänger und Verkaufsfahrzeuge in Gunskirchen vertritt den
Ravensburger Fahrzeughersteller Gamo: Der hat Speziallösungen für
Markt-und Tourenverkauf vom Frühstücksservice über Fisch-,
Fleisch-und Käseverkaufswagen bis hin zum Fahrzeug für Street Food,
in dem gegrillt und gebraten werden kann.
Esselmann, die inhabergeführte Traditionsfirma für den mobilen
Verkauf - Aufbauten, Verkaufs-und Eventfahrzeuge für die
Markeninszenierung sowie Ausschankwagen -, hat bereits
Verkaufsfahrzeuge und Food Trucks nach Österreich geliefert: "Welche
Ideen können wir für Sie verwirklichen?", fragt Geschäftsführer Nils
Boerner, der die Wünsche des Kunden verstehen möchte, um mit ihm
zusammen die Idealvorstellung einer unverwechselbaren mobilen
Verkaufsplattform zu schaffen. Dies umfasst bei Esselmann alle
Leistungen von der Finanzierung bis zur Werbegestaltung durch einen
individuellen Entwurf oder unter Einhaltungvon Farb-sowie
Corporate-Designvorgaben, aber auch Ersatzteil- und Wartungsservice,
Reparatur und Aufarbeitung vorhandener Fahrzeuge sowie die
Gebrauchtfahrzeugvermarktung. Ähnlich ist es bei Gamo und "Seico hat
immer eine Lösung!", betont auch Sonja Christina Klinge vom
norddeutschen Hersteller von Verkaufsfahrzeugen und Food Trucks, der
auch den (oben abgebildeten) Citroën HY für einen Kunden in
Österreich restauriert und zum Verkaufsmobil umgebaut hat. Sie
bezeichnet Seico als Inbegriff für Innovation im mobilen Handel, der
für kundenorientierte Warenpräsentation und hohe Wirtschaftlichkeit
auf dem Wochenmarkt und im Tourenverkauf stehe.
Von der Espresso-Bar bis zum Durstlöschfahrzeug
Das Piaggio-Ape-Dreirad, das Faber neu anbietet, baut Lagermax in
Straßwalchen zur (oben abgebildeten) auffällig-mobilen Espresso- Bar
um. Dass ein altes Tanklöschfahrzeug noch lang nicht ausgedient hat
und auch als "Durstlöschfahrzeug" oder Food Truck einsetzbar ist,
beweist Esselmann mit dem originellen"Marktpirat" auf Basis des
Magirus-Deutz-Doppelkabiners: Dasinstandgesetzte Fahrgestell erhielt
einen zweckmäßigen Kastenaufbau für die hygienische Bewirtung.