Lange Zeit führte kein Weg an Caravelle und Multivan von Volkswagen
vorbei, wenn es um gehobene Personentransporter ging. Nach Mercedes
V-Klasse und Vito mischt nun auch Toyota in der Premium-Liga mit, wir
werden dem brandneuen Proace Verso ein ganzes Jahr lang ausführlich
auf den Zahn fühlen.
Toyota war schon einmal eine durchaus große Nummer im heimischen
Transporter-Segment, man denke nur zum Beispiel an den beliebten
Hiace. Zumindest in Europa hat man dann aber etwas den Anschluss
verloren, erst 2013 feierte man mit dem Proace - einem
Gemeinschaftsprodukt zwischen Toyota und dem PSA-Konzern - ein
Comeback. Bei der im Vorjahr präsentierten Neuauflage haben die
Japaner dann schon deutlich mehr mitgeredet, das Schwesterprodukt zu
Citroën Spacetourer und Peugeot Traveller kann sich jedenfalls sehen
lassen. Und das nicht nur als Kastenwagen (siehe Testbericht auf
Seite 45), sondern auch und vor allem als Pkw-Variante mitdem Zusatz
Verso.
Viel Platz, Komfort und Fahrvergnügen
Die Variantenvielfalt ist mit einer ultrakompakten Version mit kurzem
Radstand (4,61 Meter Länge) einer dem VW T6 entsprechenden (4,96
Meter) und einer langen Variante mit größerem Kofferraum (5,31 Meter)
so groß wie nirgendwo im Wettbewerbsumfeld. Alle drei Typen schaffen
bis zu neun Sitzplätze und lassen sich zu einem echten
Edelpersonentransporter hochrüsten. Wir haben uns für die goldene
Mitte entschieden und auch bei den Extras so gut wie nichts
ausgelassen, schließlich wollen wir dem ein ganzes Jahr über mehrere
zehntausend Kilometer im In-und Ausland ordentlich auf den Zahn
fühlen. Dass der Franko-Japaner bereits nach den ersten Wochen in der
Beliebtheitsskala im Testfuhrpark weit oben steht, ist nicht weiter
verwunderlich. Er bietet ordentlich Platz für acht Personen und
wartet dabei mit dem Komfort einer Oberklasse-Limousine auf. Last but
not least macht ihn die Topmotorisierung so agil und handlich, wie
man das sonst nur von einem deutlich kleineren Minivangewohnt ist.
Feine Ergonomie
Doch der Reihe nach. Bereits der erste Eindruck macht deutlich, dass
sich der Proace Verso vor allem mit gehobener Ausstattung - zu der
unter anderem Ledersitze gehören - von den einfachen
Personentransportern abhebt. Wer etwa auf Baustellen Arbeiter von A
nach B bringen muss, der wird zum Basismodell Shuttle greifen. Für
Hotels und Mietwagendienste ist das Topmodell VIP -sieben Sitzplätze,
zwei Einzelsitze gegen die Fahrtrichtung in Reihe zwei -ebenso
geeignet wie unser Testauto in Family-Ausstattung. Das Cockpit ist
nicht nur sehr gut verarbeitet und optisch ansprechend, auch die
Ergonomie kommt nicht zu kurz. Die Bedienung lässt keinerlei Fragen
offen, statt eines klobigen Wählhebels wird die Automatik mit einem
kleinen Drehrad gesteuert, eine feine Sache.
WLAN und Massagesitze
Der Touchscreen in der Mittelkonsole dient nicht nur dem
Navigationssystem als Heimat, er stellt auch die Kommandozentrale für
alle möglichen Einstellungen dar. So lassen sich etwa verschiedene
Profile für unterschiedliche Fahrer anlegen oder WLAN für die
Passagiere aktivieren, nicht nur für Teenies ein ganz besonderer
Service. Je nach Ausstattung verfügen Fahrer-und Beifahrersitz nicht
nur über Sitzheizung, sondern auch über eine Massagefunktion. Wobei
der Effekt zugegebenermaßen nicht allzu groß ist und auf Bewegungen
der Lordosenstütze basiert. Aber immerhin, auf längeren Strecken
trägt die Funktion doch zur Entspannung bei. Entspannen lässt es sich
aber auch in Reihe zwei und drei, statt Sitzbänken gibt"s komfortabel
ausgeformte Einzelsitze. Je nach Platzbedarf im Kofferraum lassen
sich diese auch längs verschieben, die jeweils linken hängen
zusammen, der rechte Sitz lässt sich einzeln verstellen.
Hohe Zuladung, viele praktische Features
Das Gepäckabteil fasst bei der mittleren Fahrzeuglänge im Minimum 603
Liter und lässt sich je nach Sitzkonfiguration - alle Sitze lassen
sich auch ausbauen - entsprechend erweitern. Verzichtet man etwa auf
die dritte Sitzreihe, wächst das Volumen auf 2.381 Liter. Die
Nutzfahrzeug-Gene machen sich übrigens selten bis gar nicht bemerkbar
und wenn, dann durchaus erfreulich. So beträgt die Zuladung aller
Proace-Verso-Modelle zumindest eine Tonne, womit klassische Vans
deutlich überflügelt werden. Dabei kommt der Komfort aber alles
andere als zu kurz. Zwei elektrische Schiebetüren -die nicht nurper
Knopfdruck, sondern auch mit einer Fußbewegung beim Hinterrad öffnen
-machen den Alltag ebenso angenehm wie eine separat steuerbare
Klimaanlage für den Fond, mehrere Leseleuchten und auf Wunsch sogar
einem Panoramaglasdach. Praktisch: Der Proace ist rund zehn
Zentimeter niedriger als viele andere Transporter, was bei der ein
oder anderen Garage durchaus von Vorteil sein kann.
Perfekte Antriebseinheit
Das Tüpfelchen auf dem i ist freilich der Antrieb. Bei der
Präsentation vor einigen Monaten machte zwar auch der
150-PS-Turbodiesel keine schlechte Figur und - wie beim Test des
Kastenwagens festgestellt -selbst der 122-PS-Selbstzünder ist kein
Kind von Traurigkeit. So richtig aus dem Vollen schöpfenkann man
freilich mit dem stärksten Triebwerk, dem Zweiliter-Turbodiesel mit
satten 177 PS, serienmäßig gekoppelt an eine Sechsgang-Automatik.
Satte 400 Newtonmeter Drehmoment sorgen für Power bei nahezu jeder
Drehzahl, mit einer Beschleunigung von 10,1 Sekunden verblüfft der
Proace Verso so manch anderen Autofahrer. Über den Verbrauch lassen
sich nach den ersten paar Tagen im nagelneuen Auto zwar noch keine
wirklich aussagekräftigen Schlüsse ziehen, unter acht Liter sind es
aber in jedem Fall und das ist in Anbetracht des Gebotenen mehr als
akzeptabel. Was auch für den Preis gilt. 39.918 Euro (exkl. MwSt,
inkl. NoVA) sind zwar kein Sonderangebot, dank umfangreicher
Ausstattung aber voll konkurrenzfähig. Das Grundmodell Shuttle ist
übrigens bereits ab 28.192 Euro (exkl. MwSt, inkl. NoVA) zu haben.
Das nächste Dauertest-Update folgt in der Ausgabe 06/2017.