Wenn es darum geht, befestigte Pfade zu verlassen und sich in echtes
Gelände vorzuwagen, dann führt kein Weg am Mercedes Sprinter 4x4
vorbei. FLOTTE&Wirtschaft und das "4wd Magazin" haben den
Extrem-Transporter exklusivüber Stock und Stein gejagt.
Stimmt, die meisten Transportaufgaben inÖsterreich wird man
vermutlich auch ohne Allradantrieb gut erledigen können. Dennoch gibt
es Einsatzzwecke, bei denen Vierradantrieb nicht nur ein nettes
Gimmick ist, sondern ein absolutes Muss darstellt. Darunter fallen
zum Beispiel Einsatzorganisationen wie die Feuerwehr, aber auch
Energieversorger und Telekommunikationsunternehmen, die zu jeder
Uhr-und Jahreszeit an exponierte Orte gelangen müssen. Und da ist es
oftmals mit einem herkömmlichen 4x4-Antrieb nicht mehr getan.
Geländeuntersetzung, Sperren, passende Reifen, ein entsprechend
höhergestelltes Fahrwerk, ein kräftiger Motor und Variabilität beim
Aufbau stehen im Pflichtenheft.
InÖsterreich entwickeltes Allradsystem
Und da wird die Luft schon relativ dünn, schließlich sind die meisten
Standardlösungen ab Werk hier nicht mehr ausreichend. Als
Österreicher darf man stolz darauf sein, dass sich im
oberösterreichischen Nebelberg mit der Firma Oberaigner ein absoluter
Allradspezialist einen internationalen Namen gemacht hat. Mit
Mercedes verbindet das Unternehmen eine lange Zusammenarbeit, daher
ist der zuschaltbare Allradantrieb auch keine Nachrüstlösung, sondern
wird direkt im Werk am Band durchgeführt. Der Kunde hat damit einen
einzigen Ansprechpartner und muss sich auch um die Garantie keine
Sorgen machen. Die technischen Möglichkeiten sind darüber hinaus fast
grenzenlos, so gibt es auf Wunsch permanenten Allrad,
Untersetzungsgetriebe, drei mechanische Differenzialsperren
(Längssperre, Quersperre vorn und hinten) sowie einen
getriebeseitigen Nebenabtrieb und diverses Zubehör, vom
Unterfahrschutz bis zum Schnorchel. Alles Zutaten, um den Mercedes
Sprinter Offroad-Passagen meistern zu lassen, die man für schlichtweg
unmöglich halten würde.
Offroad-Eldorado Stotzing
Die Einladung, imÖAMTC Offroad Zentrum Stotzing an der
niederösterreichisch-burgenländischen Grenze nahe des Leitha-Gebirges
den 4x4 Sprinter im wahrsten Sinn des Wortes zu erfahren, nahmen wir
gemeinsam mit dem "4wd Magazin" natürlich gerne an. Unter
fachkundiger Anleitung von Offroad- Guru Christian Karlbergerging es
dann in das 50 Hektar große Gelände, in dem übrigens nicht nur das
Offroad-Fahren groß geschrieben wird, sondern auch der Naturschutz.
Was zunächst harmlos mit einer Fahrt über Feldwege und Wiesen
beginnt, wird spätestens mit dem ersten Steilhang zur Herausforderung
beziehungsweise vielmehr zur Überwindung.
Und das ist erst der Anfang
Man tut gut daran, mit Respekt vor dem Gelände vorzugehen, Sorgen um
den fahrbaren Untersatz sind allerdings unbegründet, wie sich schnell
herausstellt. Denn die "Sternen-Gämse" ist richtig hart im Nehmen,
vor einem Tritt in die Eingeweide schützt ein massiver
Unterfahrschutz. Massiv ist auch der Rest des Fahrzeuges gebaut, das
ist spätestens dann zu erkennen, wenn trotz massiver Verschränkung
die Hubfunktion des - übrigens ebenfalls oberösterreichischen -
Dreiseitenkippers der Firma Fischerleitner klaglos funktioniert. Dank
des Hilfsrahmens ist die Verwindung ein Fremdwort für den Sprinter.
Das uns zur Verfügung stehende Fahrzeug ist übrigens nicht das mit
allen technischen Schikanen ausgestattete Topmodell (z. B.
elektronisches statt mechanisches Sperrdifferenzial), sondern
vielmehr der Einstieg in die Welt von Oberaigner. Dass da noch
deutlich mehr geht, ist kaum vorstellbar, schon jetzt ist keine noch
so steile Passage - auch dank kurzer Überhänge - vor dem Transporter
sicher.
Einfaches Handling im harten Gelände
"Ernsthaft, da runter??", hören wir uns selbst sagen, mit großen
Augen blicken wir den Instruktor an. "Schafft der Sprinter locker!",
beruhigt Karlberger. Und der muss es ja wissen, schließlich kennt er
nicht nur das Gelände sondern auch das Gros der Allradfahrzeuge wie
seine Westentasche. Bei besonders steilen Bergabfahrten wird nicht
nur der erste Gang der Untersetzung eingelegt, sondern auch die
Bergabfahrhilfe mit dem Tempomat-Wählhebel aktiviert. Seelenruhig
arbeitet sich der Mercedes Sprinter 4x4 über Stock und Stein
talwärts, vermutlich hätte selbst ein Führerscheinneuling keine
Probleme damit. Irgendwiesind wir auf den Geschmack gekommen und
möchten die Grenzen ausloten. Die Fahrt durch mit einer dicken
Eisschicht bedeckte Schlammlöcher riskieren wir dann zwar doch nicht,
durch den Regen der letzten Tage sind einige Passagen aber sehr tief
und immens rutschig.
Empfehlenswerte Automatik
Und da kommt dem richtigen Reifenmaterial ganz besondere Bedeutung
zu, wie der Profi verrät. Schließlich schmiert sich das Profil
relativ schnell zu, die Traktion nimmt dadurch spürbar ab. Eigentlich
müsste man jetzt den Luftdruck reduzieren und den Reifen zum "Walken"
bringen, sprich durch die Bewegung des Gummis wird auch der Schlamm
aus dem Profil ausgeworfen, was wiederum die Traktion erhöht. Um es
kurz zu machen, die Suche nach einem Freiwilligen, der im Gatsch die
Luft ablässt, wurde rasch beendet, erst recht, wo der Allrad-Mercedes
die Passage auch so geschafft hat. Als besonders angenehm hat sich im
Gelände das Automatikgetriebe erwiesen. Der Fahrer kann sich voll
aufs Fahren konzentrieren und muss sich nicht auch noch mit Kupplung
und Gangwahl herumschlagen.
Entdecke die Möglichkeiten
Kommen wir zu den technischen Details: Unser Testfahrzeug basiert auf
dem 163 PS starken Mercedes Sprinter 316 CDI, es stehen auch ein
143-PS-Vierzylinder sowie ein 190 PS starker Sechszylinder zur
Verfügung. Das höchst zulässige Gesamtgewicht des Testautos beträgt
3,5 Tonnen und ist somit mit dem B-Führerschein kompatibel, die
Nutzlast des Dreiseitenkippers liegt bei 775 Kilogramm. Auf Wunsch
stehen natürlich nicht nur andere Aufbauten -bis hin zu Rampen für
Anti-Terror-Einheiten -zur Verfügung, auch Radstand und Nutzlast
können erweitert werden.
Der Einstiegspreis für das Sprinter-4x4-314-CDI-Fahrgestell liegt bei
netto 43.032 Euro, die Bus-Variante bei netto 50.620 Euro. Unser
Dreiseitenkipper mit Vollausstattung (u. a. Automatik, Klimaanlage,
Navi, Xenon-Scheinwerfer) kommt auf netto 65.053,72 Euro, bestellbar
direkt beim Händler.