Etwas mehr als 3.500 Kilometer haben wir mit unserem jüngsten
Dauertest-Kandidaten, einem 115 PS starken VW Golf Variant, bereits
zurückgelegt. Dank "Highline"-Ausstattung verwöhnt der ewige
Bestseller auf einem hohen Komfortlevel. Gleichsam bleibt bisher auch
der Verbrauch in einem vernünftigen Rahmen.
Der VW Golf beherrscht seit nun mehrüber drei Jahrzehnten die
heimische Zulassungsstatistik und hat sich gleichermaßen in die
Herzen von Privatkunden und Dienstwagenfahrern eingeparkt. Er ist und
bleibt - auch wenn der VW-Werbeslogan mittlerweile ausgetauscht wurde
- einfach "das Auto". Ein Grund für uns Fachjournalisten, dem Automal über einen längeren Zeitraum auf den Zahn zu fühlen und
herauszuarbeiten, was diesen Bestseller so berühmt und beliebt macht.
Kritische Geister mögen nun anmerken: Golf ist Golf und Golf bleibt
Golf. Ja, das mag einerseits stimmen, wurde das Modell doch vor allem
behutsam, aber stetig weiterentwickelt. Doch gerade mit dem letzten
Facelift der siebten Generation vor dem großen Modellwechsel - die
achte Generation wird wohl 2019 auf den Markt kommen - lohnt sich ein
etwas ausführlicherer Blick auf den Kompaktklasse-Musterschüler.
115 vernünftige Pferde und ein famoses Getriebe
Doch der Reihe nach, für welches Modell haben wir uns überhaupt
entschieden? Ganz im Sinne unserer Leserschaft haben wir uns freilich
für einen Variant entschieden, der von einem 115 PS starken
Turbodiesel angetrieben wird. Die Wahl des Triebwerks ist dabei zwei
Umständen geschuldet. Erstens: 115 PS reichen für denAlltag in
Österreich mehr als aus und halten die motorbezogene
Versicherungssteuer auf einem für Fuhrparks vertretbaren Niveau.
Zweitens: Der Diesel ist überaus effizient - auf den bisher knapp
2.000 zurückgelegten Kilometern haben wir im Schnitt 5,3 Liter
verbraucht. Und wie wir wissen: Bis circa 30.000 Kilometer läuft sich
der Motor sprichwörtlich ein - wir gehen also davon aus, dass der
Verbrauch trotz unserer nicht gerade unsportlichen Fahrweise im Lauf
des Testzeitraums noch sinken wird. Drittens: Mit dem Vernunft-Diesel
wären wir bei einer Wiederverwertung - beispielsweise nach dem
Auslaufen eines Leasingvertrags - auf der sicheren Seite, sind solche
Modelle sowohl auf dem Privatmarkt als auch bei Händlern überaus
beliebt. Viertens: Wir folgen damit einem Trend, denn immer mehr
Fuhrparkkunden verzichten zugunsten von mehr Ausstattung und
zusätzlichen Extras auf einen potenteren Motor.
Grauer Golfüberrascht mit Sportlichkeit
Aus diesen Gründen haben wir uns auch für die "Highline"-Ausstattung
und das optionale Siebengang-Doppelkupplungsgetriebe entschieden, das
seine Sache tatsächlich wunderbar macht. Es sortiert die Gänge
schnell, sauber und richtig, schaltet etwa beim Kickdown vor dem
Überholmanöver zügig in einen niedrigeren Gang und verleiht unserem
grauen Golf eine überraschend hohe Überholsouveränität. Geht es
hingegen gemütlich dahin, bemüht es stets den höchstmöglichen Gang,
was sicherlich einen großen Anteil an dem bisherigen Realverbrauch
hat.
940 Kilometer realistische Reichweite
Dank dem 50-Liter-Treibstofftank liegt die realistische Reichweite
bei knapp 940 Kilometern - was sich ebenso sehen lassen kann und
gerade für Vielfahrer ein echter Pluspunkt ist. Überaus positiv ist
bisher auch der Eindruck vom aufgefrischten Innenraum: Vor allem das
Active-Info-Display - das die klassischen analogen Rundinstrumente
ersetzt hat - macht große Freude. Dank des 12,3 Zoll großen Displays
lassen sich nämlich jeweils die Informationen anzeigen, die der
Fahrer gerade wünscht. Im Alltag können so etwa Tacho und
Drehzahlmesser in den Hintergrund geschoben werden und durch eine
großflächige Karten-beziehungsweise Navigationsdarstellung getauscht
werden.
Noch ein Vorteil: Das Active-Info-Display ist Teil des
"Premium"-Pakets (kostet 2.525 Euro netto Aufpreis), das darüber
hinaus unter anderem auch das Navigationssystem "Discover Media",
LED-Frontscheinwerfer mit Kurvenlichtfunktion, einen Regensensor
sowie einen automatisch abblendenden Innenrückspiegel umfasst und so
einen merklichen Preisvorteil bietet. Zusätzlich haben wir uns noch
für weitere sinnvolle Extras wie etwa den Spurhalte-und
Stau-Assistent (841 Euro), Keyless-Go (371 Euro), eine Rückfahrkamera
(226 Euro) und eine drahtlosbeheizbare Frontscheibe (337 Euro)
entschieden.
Viele Komfortfeatures ab Werk vorhanden
Apropos Ausstattung: Die "Highline"-Ausführung verwöhnt ab Werk
ohnehin schon ganz ordentlich. So sind zum Beispiel der
radargestützte Abstandsregel-Tempomat mit Front-Assist und
Fußgänger-Erkennung, ein Leder-Multifunktionslenkrad, bequeme
Sportsitze sowie eine vollautomatische Zweizonen-Klimaanlage
serienmäßig mit an Bord. All das funktioniert bisher tadellos, auch
wenn sich bereits ein paar erste Kritikpunkte herauskristallisieren.
Zum einen sind wir ob der doch recht niedrigen Auflösung der
Rückfahrkamera etwas enttäuscht - das können andere Hersteller in
diesem Preissegment heute schon besser. Zum anderen geht es imGolf
Variant im Vergleich mit dem Skoda Octavia Combi einfach spürbar
beengter zu. Vor allem die Passagiere auf der Rückbank bekommen dies
in Form von deutlich weniger Fußraum zu spüren.
Absolut alltagstauglich
Mit dem Kofferraumvolumen sind wir bisher jedoch gut ausgekommen,
stehen doch zwischen 605 und 1.620 Liter an Zuladungsvolumen zur
Verfügung. Ein Umklappen der Rückbank war bisher jedenfalls weder bei
den ersten Reisen noch nach dem Großeinkauf nötig - vor allem auch
deshalb, weil sich unter dem Ladeboden ein wirklich großer doppelter
Boden verbirgt, in dem sich etwa der Kanister mit dem
Scheibenreiniger, der große Eiskratzerund allerlei Putzzeug
unterbringen lässt. Und das ist für Firmenwagenfahrer ja gerade im
Außendienstbereich - wo der Wagen ja auch immer eine Art Visitenkarte
der Firma darstellt und daher sauber sein sollte - eine ganz nette
Angelegenheit ...
Das gefällt uns: der vernünftige, sparsame Motor und die
Alltagstauglichkeit
Das vermissen wir: etwas mehr Beinfreiheit auf der Rückbank
Die Alternativen: Ford Focus Traveller, Skoda Octavia Combi, Seat
Leon ST