Als der VW Golf 1974 auf den Markt kam, hatte er eigentlich nur eine
Aufgabe: Den Erfolg des Käfers (intern: Typ 1) zu wiederholen. So
wurde aus der Kompakt-die Golfklasse.
Tatsächlich stellte das Programm, das unter Toni Schmücker ausgerollt
wurde, die VW-Welt auf den Kopf: In der gab es davor nur solide
Heckmotorautos mit Heckantrieb - und nichts anderes. Der 1973
erschienene VW Passat, der aus dem Audi 80 entwickelt worden war,
fungierte als Versuchsballon, wie die VW-Kundschaft auf einen
modernen Fronttriebler mit wassergekühltem Frontmotor reagieren
würde. Er wurde rasch zum Erfolg. 1974 setzte der Konzern mit dem
Golf den noch stückzahlenstärkeren Bestseller der folgenden
Jahrzehnte drauf, sodass der Käfer gut zehn Jahre später nach 50
Jahren in Rente geschickt werden konnte. In unzähligen Derivaten wie
Jetta, Scirocco, Bora, Vento, Golf Plus beziehungsweise Sports Van
und Lizenzproduktionen läuft die achte Golf-Generation vom Band.
VW stellt Produktion und Kunden um
Mit Herbst 1974 wurde die Produktion in Wolfsburg nach 11,9 Millionen
Käfern die Produktion auf Golf und den Audi 50 - das exklusive
Parallelmodell zum ersten VW Polo - umgestellt. Damit schaltete der
Konzern von Rückgang auf Zuwachs, eroberte sich die Spitzenplätze in
den Zulassungsstatistiken, die der Hersteller bis Anfang der
Siebzigerjahre "gepachtet" hatte, wieder zurück. Dazu wurden alle
Register gezogen, um Kunden, die auf Golf umgestiegen waren, bei der
Marke und die Gebrauchtwagenpreise hochzuhalten, auch wenn bei der
ständig weiter qualitätsverbesserten genialen Konstruktion anfangs
noch nicht alles perfekt war. Im Mai 2017 feierte Wolfsburg 44
Millionen Fertigungen .
Golf aus Sarajewo
Der Balkankrieg beendete 1992 bei TAS in Sarajewo nicht nur die
Produktion des Golf J, der bei uns schon seit dem Golf I "Rabbit"
hieß und als Preis-/Wert-Modell angeboten wurde, sondern auch des
1980 ins Programm aufgenommenen Pickup VW Caddy, dessen Kabine nach
Golf I aussah, der aber unterm Blech eigentlich bereits ein Golf II
war.