Erstmals seit 2009 wurden in den EU-15-Staaten wieder mehr Benzin-
als Dieselfahrzeuge verkauft. AuchÖsterreich folgt dem Trend, Diesel
bleibt aber die Nummer 1. Problematischer wird der Wiederverkauf,
hier gerät der Selbstzünder zunehmend unter Druck.
Der Dieselskandal ist allgegenwärtig und damit auch die
Verunsicherung bei den Konsumenten: Soll es ein Diesel werden? Reicht
nicht auch ein Elektroauto? Lässt sich der Diesel auch wieder
verkaufen? Vertraut man der Statistik, geht der Trend weg vom
Selbstzünder. Laut dem Europäischen Automobilherstellerverband (ACEA)
sank im1. Halbjahr 2017 der Anteil an dieselbetriebenen
Neuzulassungen in den EU-15-Staaten (Mitgliedsstaaten der EU vor der
Osterweiterung 2004) von 50,2 Prozent auf 46,3 Prozent. In absoluten
Zahlen bedeutet das ein Minus von 152.323 Pkw.
Plus 2,7 Prozent beim Benziner
Demgegenüber steht ein Anstieg von Benzinfahrzeugen von 45,8 Prozent
auf 48,5 Prozent - ein Zuwachs von 328.615 Fahrzeugen im Vergleich
zum vergangenen Jahr. Damit lag der Verkaufsanteil von Benzinern
erstmals seit 2009 über dem von Dieselfahrzeugen. Der Anteil an rein
elektrischen Fahrzeugen am Gesamtabsatz der Pkw belief sich auf 1,3
Prozent (ein stabiler Marktanteil), der Anteil der Hybridfahrzeuge
auf 2,6 Prozent und der Anteil mit Propan oder Erdgas betriebener Pkw
auf 1,3 Prozent.
Lage inÖsterreich
Auch inÖsterreich zeichnet sich ein ähnlicher Trend ab, wenngleich
weiterhin deutlich mehr Dieselfahrzeuge verkauft wurden. Zwischen
Jänner und August 2017 gab es laut Statistik Austria am Gesamtabsatz
der Pkw ein Minus von 6,7 Prozent auf einen Marktanteil von 50,8
Prozent (122.036 Fahrzeuge/minus 5.852 zu 2016). Die Benziner legten
im selben Zeitraum um 5,3 Prozent auf einen Marktanteil von 45,3
Prozent (108.997 Pkw/plus 20.098 zu 2016) zu. Während sich der Anteil
von Hybridfahrzeugen auf 2,2 Prozent verdoppelte, blieb der Verkauf
von Erdgas betriebener Pkw stabil bei 0,1 Prozent.
Wiederverkauf
Das, in Kombination mit diversen Prämien der Importeure für ältere
Dieselmodelle, wirkt sich auch auf die Restwerte am Markt aus.
Derzeit sind laut Eurotax in Österreich etwa 2,4 bis 2,5 Millionen
Diesel- Pkw mit Euro5 oder älter angemeldet. Etwa ein Prozent davon
steht auf dem Hof der Fahrzeughändler. Die Standzeiten steigen -im
Vorjahr lagen sie konstant bei rund 70 Tagen, seit Jahresanfang
steigen sie bei Diesel-Pkw von Monat zu Monat auf derzeit 77 Tage,
Benziner stiegen etwas moderater auf 73 Tage im August an -, der
Restwert geht zurück.
3,3 Prozent Wertrückgang
Die Eurotax-Marktanalysen zeigen einen Wertrückgang bei den
Diesel-Angebotskursen von 57,2 Prozent im August 2016 auf 53,9
Prozent im August 2017 - bei einem Fahrzeugalter von jeweils 36
Monaten. Auffällig ist laut dem Branchendienst besonders der
dreiprozentige Wertrückgang in den Angebotskursen seit Juni 2017,
allerdings liegt der echteRückgang im Bereich von rund ein bis zwei
Prozentpunkten je nach Segment.
Prämien-Krux
Während die diversen Prämien (Verschrottungsprämien, Umweltprämien,
Finanzierungsboni, Zukunftsboni u. s. w.) naturgemäß gut für den
Kunden sind, können sie zum Problem der Gebrauchtwagenhändler werden.
Denn werden Gebrauchtwagenkunden damit motiviert, zum Neuwagen zu
greifen, bleiben die traditionell beliebten Gebrauchten im Alter von
rund drei Jahren auf der Strecke. Aber gerade diese strömen weiterhin
auf den Markt, besonders da Flotten-und Leasingfahrzeuge - im Schnitt
sind diese drei Jahre alt und zumeist Diesel - weiterhin planmäßig
zurückgegeben werden. Das sorgt für ein Ungleichgewicht von Angebot
und Nachfrage. Verschärfend kommt hinzu, dass auch die Preise für
Neuwagen sinken. Dadurch geraten auch jüngere Gebrauchte - egal ob
Tageszulassung oder Jahreswagen -unter Zugzwang, da sie den
Preisdruck von beiden Seiten zu spüren bekommen. Die Folge:
Preiskorrekturennach unten und fallende Restwerte. Natürlich sind
Umwelt-und Zukunftsprämien zeitlich begrenzt -laut Eurotax haben sie
dadurch nur einen temporären Effekt auf die Restwerte - , jedoch
fehlt in dieser Rechnung der menschliche Faktor. Denn der Kunde
fordert das, was er schon einmal hatte: Rabatte.
E-Mobilität setzt Verbrenner weiter unter Druck
Es braucht keinen Blick in die Kristallkugel, sondern nur in die
Ankündigungen der verschiedenen Hersteller: In Zukunft werden mehr
Elektro- und Hybridfahrzeuge die Straßen befahren. Zeitverzögert
sorgt dies dafür, dass ebendiese Pkw in größeren Mengen auf den Markt
und die Stellplätze der Gebrauchtwagenhändler strömen. Damit werden
die Restwerte der Verbrenner, egal ob Diesel oder Benziner, weiter
unter Druck geraten.