Auf die Fuhrparkmanager des schwedischen Energieerzeugers Vattenfall
wartet ein echtes Mammutprojekt. Innerhalb der nächsten fünf Jahre
soll der komplette, 3.600 Fahrzeuge umfassende Fuhrpark in mehreren
Ländern auf E-Fahrzeuge umgestellt werden. Begleitet wird das Projekt
auch von einem externen Expertenteam.
Das schwedische Energieunternehmen Vattenfall ist der fünftgrößte
Stromerzeuger in Europa und vollständig im Besitz des schwedischen
Staates. Seit 1996 ist das Unternehmen auch international tätig,
darunter in den Niederlanden und in Deutschland. Dass es für ein
Energieunternehmen naheliegt, seine Fahrzeuge sukzessive auf
Elektromobilität umzustellen, liegt auf der Hand. Solche Aktivitäten
kennt man auch aus Österreich, wenngleich nicht in der Intensität,
die Vattenfall nun plant. In den nächsten fünf Jahren soll nämlich
nicht weniger als die gesamte Fahrzeugflotte elektrifiziert werden
und die beträgt immerhin 3.600 Fahrzeuge , runddie Hälfte davon
Nutzfahrzeuge. Im Vorjahr hat sich Vattenfall gemeinsam mit neun
weiteren Unternehmen (darunter auch IKEA) der Initiative EV100
angeschlossen.
3.600 Fahrzeuge werden umgestellt
"Der Klimawandel ist eines unser größten Probleme und wir freuen uns
sehr, dass wir an der EV100-Initiative teilnehmen", sagt Magnus Hall,
Präsident und CEO von Vattenfall. "Elektroautos können einen
wesentlichen Beitrag bei der Reduzierung der Kohlendioxid-E m i s s i
o n e n leisten. Der Austausch der 3.600 Fahrzeuge unserer
Firmenflotte durch Elektrofahrzeuge in den kommenden fünf Jahren,
eine enge Zusammenarbeit mit unseren Kunden für den Aufbau einer
Ladeinfrastruktur und Nordeuropas größtem zusammenhängenden Netz von
Ladestationen sind nur drei Beispiele für die Förderung einer
nachhaltigen und klimafreundlicheren Gesellschaft für Kunden und
Bürger." Nun ist eine Teilumstellung auf rein elektrische Fahrzeuge
bereits für kleine Firmen eine große Herausforderung, diese
Größenordnung hat es aber in sich. Um sich einen Überblick über
bestehende Angebote und Möglichkeiten, vor allem im Hinblick auf die
leichten Nutzfahrzeuge zu verschaffen, wurde vor Kurzem in Hamburg
ein eigenes Event auf die Beine oder vielmehr die Räder gestellt.
Schaulaufen der Hersteller
Unter der Regie von Pieter Dumas, Project und Portfolio Manager bei
Vattenfall, und den Experten von fleetcompetence europe, vertreten
durch Tobias Kern, wurden Hersteller eingeladen, ihre Produkte
beziehungsweise den aktuellen Entwicklungsstand selbiger zu
präsentieren. Beim zu erwartenden, sehr großen Auftragsvolumen ließen
es sich namhafte Hersteller wie Mercedes-Benz Vans, Renault-Nissan,
PSA und Ford nicht nehmen, der Einladung Folge zu leisten. Mit dabei
war auch die Deutsche Post mit dem Streetscooter sowie das
chinesischen Unternehmen SAIC. Das Ziel des Events lag klar auf der
Hand, wie Dumas erklärt: "Für uns war das eine exzellente
Gelegenheit, zu sehen, was derzeit angeboten wird, sowohl von bereits
bestehenden als auch zukünftigen Modellen." Und wie sieht es mit den
TCO aus? Ist der Umstieg auch wirtschaftlich darzustellen? Kern
erklärt: "Ursprünglich war der Ansatz mehr ökologischer Natur. Doch
wenn die Batterien günstiger werden, dann sieht die Sache anders aus
und beginnt sich auch zu rechnen. Und wenn die Spritpreise steigen,
dann kommt der Break-Even sogar noch früher." Wichtig ist Vattenfall
auch die Produktion der Elektrofahrzeuge, man erwarte von den
Herstellern, dass dies CO2-neutral passiert.
Spezialanforderungen als große Herausforderung
Wie sich die Anbieter geschlagen haben, wollte Dumas zwar nicht
verraten, worauf es für Vattenfall ankommt, ist aber kein Geheimnis:
"Wir haben teilweise sehr spezifische Anforderungen an unsere
Nutzfahrzeuge, vor allem in Schweden. Für viele unserer Mitarbeiter
ist das Auto ein rollendes Büro, das für alle Eventualitäten gerüstet
sein muss. Allradantrieb zählt da ebenso dazuwie zum Beispiel ein
Mikrowellenherd. Natürlich ist die Reichweite sehr wichtig,
entsprechend müssen wir auch festlegen, was aus Sicht des Fahrers
,nice to have" ist oder eben unbedingt notwendig." Man habe den
Herstellern klargemacht, dass sie diese Spezifikationen bei den
Fahrzeugen berücksichtigen oder mit entsprechenden Drittanbietern
zusammenarbeiten müssen. Stichwort Fahrer, deren Einbeziehung in das
Projekt sei enorm wichtig, da es natürlich zu Beginn etliche
Vorurteile gab. Bei den Vendor Days haben aber auch Business Units
teilgenommen und für die Fahrer wird es eigene Events geben, um diese
Vorurteile weiter abzubauen.
Hürden bei der Ladeinfrastruktur
Wer in großem Stil seinen Fuhrpark auf E-Fahrzeuge umstellt, der muss
sich natürlich auch um die Ladeinfrastruktur kümmern. Als
Energieanbieter mag da manches natürlich leichter von der Hand gehen,
wenn es um die gesetzlichen Vorgaben geht, gibt es dennoch genügend
Herausforderungen, wie Dumas erklärt:"Wir sind in verschiedenen
Ländern aktiv, die Gesetze zur Errichtung von Ladestationen sind
dabei höchst unterschiedlich. Das macht konzernweite Überlegungen
natürlich um einiges komplexer und schwieriger. Wir hoffen daher,
dass so manche bürokratische Hürde in absehbarer Zeit fällt." Die
Umstellung der Flotte ist bereits voll im Gange, den Beginn machen
die Pkw, da das Angebot hier deutlich größer und die Anforderungen
nicht so spezifisch sind.
Keine Kohle, aber Atomstrom
Bleibt noch die Frage, wie Vattenfall den Strom produziert, mit dem
diese E-Fahrzeuge dann auch fahren sollen. Nun, der Wandel vom
einstigen Kohlekonzern ist bereits vollzogen und Vattenfall möchte
als erster Stromanbieter gänzlich fossilfrei werden. Entsprechend
intensiv arbeitet und investiert man derzeit an Offshore-Windrädern
an der Nordsee. Nicht verschwiegen werden soll, dass auch die
Kernkraft einen hohen Stellenwert für Vattenfall hat, zehn
Kernreaktoren sind im Besitz der Schweden, ein weiterer Ausbau ist
derzeit aber kein Thema.