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Ein Babyface fürs ganz Grobe

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Lassen Sie sich von dem schnuckeligen Äußeren nicht täuschen. Der neue Suzuki Jimny ist ein Hundertprozentiger. Ein Bergfex, ein Waldschrat, ein Forst- und Tann-Tiger. Daran ändern auch das Touch-Display und die Klimaautomatik nichts. Am Beginn unseres Dauertests daher das Stoßgebet: Mögen uns die Waldwege nicht ausgehen!

Ein großer Wurf - da waren sich alle Kommentatoren einig, als irgendwann im abgelaufenen Jahr 2018 die ersten Bilder des neuen Suzuki Jimny im Internet auftauchten. Jeder entdeckte Zitate klassischer Geländewagen am neuen Exterior Design: Da ein bisschen G-Klasse, dort ein Eckerl vom Land Rover Defender, da eine Anlehnung an den Jeep Wrangler. Gleichzeitig kündigte man aus dem fernen Japan an, dass auf der letzten Meile zum Hochstand weiterhin keine Gefangenen gemacht werden: Ein Leiterrahmen sorgt dafür, dass auch an unmöglicher Standposition die Tür noch auf- und zugeht, zuschaltbarer Allradantrieb und Geländeuntersetzung dafür, dass man die Position auch erreicht. Dazu bietet die Karosserie zum Naturburschen passende drahtige Abmessungen, die den Wagen für die Pirsch durchs Unterholz prädestinieren.

Analogauto

Überhaupt fühlt sich der Jimny im positiven Sinne analog an. Das beginnt bei der Infotainment-Einheit in den beiden Einstiegs-Ausstattungslinien "pure" und "clear", angesichts derer einem das Wort "Autoradio" wieder einfällt, und zieht sich über die Regler für die manuelle Klimaanlage weiter. Erst in der Ausstattung "flash", die wir im Dauertester genießen dürfen, findet sich das aus anderen Suzuki-Modellen bekannte Touch-Display. Äußerst robust fühlt sich auch jeglicher Kunststoff im Cockpit und im Gepäckraum an - angeblich wurden alle Bedienelemente dafür ausgelegt, mit Arbeitshandschuhen gut bedient werden zu können. Kehrseite der Medaille: Im Jimny ist es verdammt hart, ein Plastik zu sein. Die entstehende Ablagefläche, wenn man die in der Mitte geteilte Rücksitzlehne umlegt, ist zwar völlig plan und lässt sich vermutlich in Sekundenschnelle per Kärcher vom Steinbockschweiß reinigen. Sie ist aber auch glatt wie der Rathausplatz während des Wiener Eistraums. Folglich - eine erste Lehre aus unserem Praxistest - empfiehlt es sich, Maßnahmen zur Sicherung des Ladeguts zu treffen, ehe man die erste Kiste Weißb Mineralwasser einlädt. Das Platzangebot im Rückraumlässt sich - will man frech sein - mit null bis 377 Litern angeben. Der Hersteller gibt den Platz hinter den Rücksitzen mit mindestens 88 Litern an.


Schafft er den Lifestyle-Sprung?
Dass bei Wilderers zu Hause das Budget für den nächsten Suzi-Jeep schon seit Jahren auf dem Sparbuch schlummert, wundert dort, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, niemanden. Hier gehört der Jimny zur Standardausrüstung des Offroad-Menschen. Banger wird schon die Frage diskutiert, ob es das so euphorisch begrüßte neue Modell auch als Lifestyle-Fahrzeug in die Städte des Landes schaffen wird? Gelingt es dem Jimny, auf den Trend aufzuspringen, den die SUV aller Coleurs begründet haben und der sie in den Verkaufslisten nach oben schnellen lässt?

Den ersten diesbezüglichen Belastungstest meistert der kleine Kraxler, als beim Transport der 13-jährigen Nichte diese sich beim Erklimmen des perlweißen Testwagens, kurz vom mobile device aufblickend, zu einem "cool" hinreißen lässt. Was übersetzt wohl so viel heißt wie: Die kantige Linienführung des Exterior Designs, das mit Zitaten von Geländeklassikern spielt, wird durch die kompakten Abmessungen sogar noch betont und verstärkt. Man fühlt sich an die Manga-Zeichnung eines Offroad-Autos erinnert - durchaus ansprechend!

Des weiteren förderlich zur Eroberung der Stapelgaragen in den Citys sollte sein, dass neben den bekannt waidwerksadäquaten Lackierungen wie "jungle green" oder "medium gray" auch trendige Töne wie "brisk blue" und "kinetic green" erhältlich sind. Auch die umfassend erhältliche Komfort- und Sicherheitsausstattung - von der Sitzheizung über die Klimaautomatik und die übrigens wirklich hervorragenden LED-Scheinwerfer bis hin zum Lederlenkrad oder dem Bremsassistenten - ist dem City Slicker näher als dem Oberförster.


Weitere Stärken abseits der Hohlwege und Schmugglerpfade des Alpenraums: Gerade Kanten und kompakte Abmessungen sind ein sicheres Rezept für ein übersichtliches und somit auch auf engem Raum einwandfrei manövrierbares Fahrzeug, selbst ohne Abstandshelferlein und Rundherumkameras. In dieselbe Kerbe haut die Bereifung, welche es mit innerstädtischen Gehsteigkanten locker aufnimmt.

Ekelhafte Bodenverhältnisse als Heimspiel

Andere Kompromisse hingegen verweigert der Hundertprozentige aus Hamamatsu standhaft: etwa eine auch bei höherem Tempo wirksame Geräuschdämmung. Auf dem Weg in die Shopping City ist das tolerierbar, auf längeren Strecken schon weniger. Dass das Lenkrad nur in der Höhe verstellbar ist, lässt man ihm durchgehen - an der Tatsache, dass die Lenkung mit Kugelumlaufgetriebe auf Geländeeinsatz ausgelegt ist und praktisch kaum Rückmeldung über die Beschaffenheit des asphaltierten Untergrundes liefert, würde auch eine Längsverstellung nichts ändern.

Auf der Autobahn werden dem Kraxler seine Reviergrenzen deutlicher aufgezeigt: Der 1,5-Liter-Benziner liefert zwar angesichts eines Leergewichts von knapp 1.100 Kilogramm (Handschalter) völlig ausreichende 102 PS und ein maximales Drehmoment von 130 Newtonmetern. Das Motorengeräusch steigert sich allerdings bei Autobahndrehzahl - knapp 4.000 U/min bei 130 km/h - fast ins Ohrenbetäubende. Da schmerzt es, dass ein 6. Gang dem Gedanken der Gewichtsersparnis geopfert wurde. Bei dem Lärm fällt es zusehends schwerer, das nötige Vertrauen ins Fahrwerk aufzubringen, wenn Windstöße die kleine Karosserie ordentlich durchbeuteln. Aber ja, der Jimny ist auch nicht für Vollgasetappen auf der Autobahn erdacht. An dieser Stelle sei eine kleine private Anekdote gestattet. Wir hatten auf dem Weg zurück aus den in den Bergen verbrachten Winterferien ordentlich Schwein: Schneefahrbahn auf S36 und S6 und dann auch auf der A2 bis hinter Wiener Neustadt ausgesprochen ekelhafte Bodenverhältnisse - im Jimny ein Heimspiel auf der Heimfahrt, sozusagen.

Jimny, bleib bei deinen Leisten!

Aber das sind Nörgeleien über die Unzulänglichkeiten eines Spezialisten, der weit außerhalb seines Expertengebiets performen soll. Was sollte der Jimny schon mit einer Start-Stopp-Automatik? Pistenraupen oder Baumaschinen haben ja auch keine. Was sagt es aus, dass der Straßenverbrauch im Test bisher mit 7,8 Litern um einen Liter höher liegt als die Herstellerangabe? Im harten Geländeeinsatz zählen ohnehin andere Werte. Die Bodenfreiheit beträgt ganze 210 Millimeter, der Böschungswinkel vorn liegt bei 37, hinten bei 49 Grad.

Auch für uns, die wir nicht jeden Tag durch den dunklen Tann hirschen, um an unsere Schreibtische zu gelangen, stellt dies eine gewisse Herausforderung dar, wollen wir dem Hundertprozentigen aus dem Suzuki-Stall doch in unserem Dauertest auch gerecht werden.

Erste Erkenntnisse nach ein paar hundert Kilometern: Mit dem täglichen Dienstweg ist der Jimny unterfordert, für die lange Tour gibt es andere Spezialisten. Die Spielwiese des Jimny ist und bleibt das raue Terrain. Wo der Zivilisation der Asphalt - und dem Lifestyle-SUV meist die Puste - ausgeht, da fängt er erst an.

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