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Das Henne-Ei-Asphalt-Problem

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Dass der Bau des Lobau-Tunnels gestoppt wird, ist auf den ersten Blick der richtige Schritt für eine Verkehrswende. Das Problem sitzt in Österreich aber viel tiefer.

Der Streit geht schon seit Generationen. Soll der Autobahntunnel durch die Lobau nun gebaut werden oder nicht? Eine Frage die weit mehr entscheidet als ob ein paar Kilometer Straße gebaut werden sollen. Hier geht es um Grundsätzliches. Um das ewige hin und her, ob mehr Straßen jetzt mehr Verkehr verursachen oder den bestehenden geschickter verteilen. Oder ob andererseits weniger Straßen auch bedeuten, dass der Verkehr nicht weiter zunimmt, vielleicht gar weniger wird. Die entscheidende Antwort aber kann sie nicht liefern: Wie das alles eigentlich funktionieren soll, denn auf seine Weise hat jeder Recht.

Fakt ist: Die Lobau ist ein unschätzbar wertvolles Biotop mit einer zu schützenden Flora und Fauna. Sie zu zerstören wäre fahrlässig und endgültig. Und gerade in Zeiten des Klimawandels ist es in der Tat wichtig, sich zu überlegen, wie viel man in Österreich denn noch an Boden versiegeln möchte. Aber zählt da ein Tunnel dazu? Und mehr noch: Sieht man sich alleine in Niederösterreich an, wie viel ehemalige Äcker zu Industrievierteln verdichtet werden (und wie all das genehmigt werden kann), bleibt die Frage, wieso hier nicht schon längst jemand eingreift. Aber zu diesem Thema schweigt man hierzulande beharrlich. Denn beim Zubauen ist Österreich tatsächlich an der Weltspitze. Allerdings auch im Straßenbau.

Wer also fängt an? Auch das ist nicht so einfach zu beantworten. Denn will man konjunkturschwache Regionen unterstützen, muss man ihnen eine bessere Infrastruktur bieten. Da zählen nun einmal Straßen dazu. Bleibt die Gegend aber „weg vom Schuss“, wie man so schön sagt, nutzt einem die glatteste Autobahn nichts, wie der Norden Niederösterreichs eindrucksvoll unter Beweis stellt. Der Süden hingegen erstickt im Verkehr, denn: Wenn es schon so viele Umfahrungsstraßen gibt, lohnt es sich ja doppelt, sich in der Nähe der großen Stadt anzusiedeln – und nicht im fernen Weinviertel, wo man praktisch immer zuerst die Süd/Ost-Tangente bezwingen muss.

Und da wären wir auch schon wieder beim Lobau-Tunnel. Denn um genau diese „Südost“ zu entlasten, wäre die Schließung der Spange Schwechat-Süßenbrunn der entscheidende Lückenschluss. Dann nämlich hätte Wien endlich so etwas wie eine Ringautobahn, die es in allen großen Städten in Europa gibt. Nur so kann man eine lebenswerte Stadt ohne Durchzugsverkehr bewerkstelligen, die „Tangente“ für Schwerverkehr sogar sperren. Oder aber – man reduziert den Individualverkehr einfach auf Teufel komm raus.

Womit wir schon beim nächsten Problem wären. Einfach nur das Autofahrern teurer zu machen, bringt vielleicht einen kleinen lokalen Effekt. Für spürbare Unterschiede bräuchte es zum Beispiel eine funktionierende Rollende Landstraße und eine Gesetzgebung wie in der Schweiz. Und einen Öffentlichen Nahverkehr, der nicht stern- sondern ringförmig angelegt ist. Aber das würde alles wieder Baumaßnahmen bedeuten. Ganz genau so wie der Lobau-Tunnel.

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