Ein chinesisches Auto für den Firmenfuhrpark? Bei dieser Vorstellung
haben bisher viele Unternehmer die Lippen verzogen. Die neue Marke
Qoros will die Vorurteile widerlegen.
Horrorergebnisse bei den Crashtests, eine miserable Verarbeitung und
ein schamlos abgekupfertes Design. Die ersten Autos aus dem Reich der
Mitte haben hierzulande einen denkbar schlechten Eindruck
hinterlassen. Das lag aber auch daran, dass halbseidene
Privatimporteure das schnelle Geld gesucht haben. Bisher hat kein
ernsthafter chinesischer Autobauer selbst den europäischen Markt in
Angriff genommen. In Kürze wird sich das ändern: Die Marke Qoros wird
gegen Jahresende in den ersten westlichen Ländern starten. Hinter
diesem neuen Namen stehen der bekannte chinesische Hersteller Chery
sowie der israelische Mischkonzern Israel Corporation.
Deutsche Tugend beim Design
Am Genfer Salon wurde mit der kompakten Limousine "3" (gegen die
ursprünglich geplante Bezeichnung GQ3 klagte Audi) das erste
Serienmodell von Qoros präsentiert. "Wir wollten ein Auto entwerfen,
das ganz anders aussieht, als man sich normalerweise ein chinesisches
Fahrzeug vorstellt", beschreibt Designchef Gert Hildebrand den
Anspruch. Der Stardesigner kommt, ebensowie fast das gesamte
Qoros-Management, aus Europa. Der Veteran von VW (Golf III, Sharan)
und Mini hat nunmehr ein Auto entworfen, das im besten Sinne deutsch
aussieht. Die unaufgeregten Linien, der klar strukturierte Innenraum,
der elegante Armaturenträger - all das zeigt, dass die
Hauptkonkurrenzaus Wolfsburg, Rüsselsheim oder Mlada Boleslav kommen
dürfte.
Technik ausÖsterreich
Um bei Qualität und Sicherheit vorn mit dabei zu sein, hat Qoros mit
führenden (österreichischen) Zulieferern wie Magna Steyr und AVL
kooperiert. Besonders ehrgeizig waren die Ingenieure beim
Infotainment: "Das ist ein Punkt, der für die Kunden immer wichtiger
wird, den aber noch kein Hersteller wirklich zufriedenstellend gelöst
hat", nimmt sich Vertriebs- und Marketingchef Stefano Villanti das
iPhone zum Vorbild.
Vorerst nur Benzinmotoren
Wann werden die Autos von Qoros inösterreichischen Schauräumen
stehen? Villanti hofft auf einen Start innerhalb der nächsten beiden
Jahre. 2 Hemmnisse für den Flottenmarkt gibt es freilich: Zum einen
plant Qoros aus heutiger Sicht keine Dieselvarianten, sondern nur
Benzin- und Hybridmodelle. Zum anderen klingen die Preisvorstellungen
reichlich ambitioniert: "Wir haben nicht vor, der billigste Anbieter
zu sein", betont Villanti, "zweifellos würden sich die Leute genau
das von einem chinesischen Hersteller erwarten, aber wir gehen
bewusst einen anderen Weg."