Henning Heise ist Geschäftsführer der fleetconsulting GmbH und
unabhängiger Fachmann im Flotten-und Fuhrparkbereich. Er steht vielen
Firmen beratend zur Seite.
Die Dienstwagenrichtlinie bzw. Car Policy ist ein sehr wichtiger
Bestandteil in der effizienten Organisation und Führung eines
Fuhrparks. Leider wird ihre Bedeutung aber stark unterschätzt. Das
hat zur Folge, dass sie oft nur sehr unzureichend erstellt wird und
viele Belange nur oberflächlich oder gar nicht behandelt. Das
Dienstfahrzeug ist ein sehr emotionaler Bereich und fast jeder
Mitarbeiter versucht imRahmen seiner Möglichkeiten, das optimale
Fahrzeug für sich zu bekommen. Das führt oft zu langwierigen
Diskussionen und Neiddebatten. Dabei könnte dies recht einfach
vermieden werden, wenn man sich einmal die Arbeit macht und diese
klar ausformuliert.
Was sollte in einer Dienstwagenrichtlinie stehen?
Die Dienstwagenrichtlinie sollte vorneweg regeln, wem ein Fahrzeug
zusteht und unter welchen Voraussetzungen. Es sollten dann wichtige
Parameter wie die maximale Behaltedauer festgelegt werden, die sowohl
die zeitliche Komponente berücksichtigt, als auch eine Obergrenze für
die maximale Fahrleistung. Die von den Mitarbeitern wählbaren
Fahrzeugarten sollten ebenfalls klar definiert sein. Sind Cabrios,
Sportwagen oder SUVs gestattet? Bei der Fahrzeugauswahl für die
Mitarbeiter gibt es in der Regel zwei Vorgehensweisen. Zum einen sind
vorgegebene Marken und Modelle sowie mögliche Sonderausstattungen
klar definiert und die Auswahlmöglichkeiten für die Mitarbeiter sind
eingeschränkt.
Die große Freiheit
Die Alternative ist eine Car Policy, die dem Mitarbeiter große
Freiheiten in der Auswahl des Fahrzeugs und der Ausstattung zulässt.
Hierbei sollte pro Kategorie ein sogenanntes Referenzfahrzeug mit
Ausstattung definiert werden. Die monatlichen Vollkosten, die dieses
Referenzfahrzeug bei der zu erwartenden Fahrleistung verursacht,
stehen dem Mitarbeiter dann zur Verfügung. Er kann sein
Wunschfahrzeug selber konfigurieren. Liegen die Kosten des
Wunschfahrzeugs unter denen des Referenzfahrzeugs, so kann er sich
Zusatzausstattung dazu nehmen. Liegen die Kosten darüber, muss der
Mitarbeiter die Mehrkosten selber tragen.
Motivierendes User-Chooser-Modell
Für das Unternehmen bedeutet das, dass es immer nur die Kosten des
Referenzfahrzeugs bezahlt. Man nennt dies auch User-Chooser-Modell.
Gerade in diesem Fall sind klare Regeln von größter Bedeutung. Was
passiert, wenn der Mitarbeiter das Unternehmen verlässt? Wie bzw.
wann sind die Mehrkosten desWunschfahrzeugs zu bezahlen? Dieses
Modell ist motivierend, allerdings birgt es auch Gefahren, die vorher
gut abgedeckt werden müssen. Ein Referenzfahrzeugmodell auf Basis des
Listenpreises oder des Anschaffungswertes dagegen ist auf keinen Fall
zu empfehlen, da hier die Gesamtkosten sehr deutlichabweichen
können, vor allem nach oben.
CO 2-Obergrenzen
In einer modernen Car Policy sollten auch die CO 2-Obergrenzen pro
Fahrzeug definiert sein. Die Mobilität mit dem Auto ist nach wie vor
unvermeidbar, allerdings zeigt dies nach außen ein Maß an
Verantwortung der Umwelt gegenüber. Eine Reduktion der CO 2-Werte hat
aber auch einen finanziellen Vorteil, da dies auch einen reduzierten
Treibstoffverbrauch bedeutet, was wiederum die Kosten in diesem
Bereich senkt. Somit kann man mit einer umweltfreundlichen
Dienstwagenrichtlinie auch Geld sparen.
Für alle Mitarbeiter
Es gibt dann noch zwei ganz wichtige Regeln für die
Dienstwagenrichtlinie, die unbedingt einzuhalten sind, denn ansonsten
ist sie wertlos. Zum einen muss sie für alle Mitarbeiter gelten und
es darf keinerlei Ausnahmen geben.
Weicht man einmal davon ab, schafft man einen Präzedenzfall, der
sofort dazu führt, dass andere ebenfalls ihre kleinen Ausnahmen
fordern.
Laufende Aktualisierung
Zum Zweiten muss sie aktuell sein, d. h. sie sollte zumindest einmal
im Jahrüberarbeitet und aktualisiert werden. Geschieht dies nicht
und enthält sie Teile, die nicht mehr umgesetzt werden können,
bedeutet dies eine Abweichung und somit sind wir wieder bei Punkt 1.
Da das Fahrzeug, wie schon erwähnt, ein sehr emotionales Thema ist,
kann man mit einer guten und modernenCar Policy viel Motivation
schaffen, aber auch die Kosten senken.