An 365 Tagen im Jahr, von 0 bis 24 Uhr, ist die Berufsrettung Wien
bei Notfällen im Einsatz. Dafür braucht es hochqualifizierte
Sanitäter und ärzte sowie verlässliche Spezialfahrzeuge.
Verantwortlich für die "Ambulanzen" sind Stefan Karall und sein Team.
Die knapp 500 Quadratmeter große Werkstätte in der Arsenalstraße ist
blitzsauber, bis auf eine sind alle Hebebühnen mit Rettungsautos
belegt, an denen einige Techniker konzentriert und zügig arbeiten:
die Fuhrparkzentrale der Berufsrettung Wien. 116
Notfall-Spezialfahrzeuge für zwölf Rettungsstationen in Wien werden
hierorganisiert, serviciert und repariert. Verantwortlich dafür ist
Stefan Karall -bereits seit 1981 im Unternehmen und seit 2010
Fuhrpark-und Werkstättenleiter -, der mit einer Mannschaft von sechs
Leuten dafür sorgt, dass rund 750 Sanitäter und Ärzte jederzeit ein
voll funktionstüchtiges Fahrzeug zur Verfügung haben. Denn wenn die
Autos der Berufsrettung Wien auf der Straße sind, ist eines gewiss:
Es handelt sich um einen Notfall, ein Menschenleben will gerettet
werden.
Ein A-Team
Die Flotte der Berufsrettung Wien setzt sich zusammen aus 70
Rettungstransportwagen (RTW), 20 Notarzteinsatzfahrzeugen (NEF) und
Spezialfahrzeugen wie Bettenintensivtransport (BIT) oder
Katastrophenzug: "Unser Hauptfahrzeug ist natürlich der RTW", erklärt
Karall, zu dessen Team vier Techniker, ein Logistikleiter und ein
Obermonteuer gehören. Und dieser RTW auf Basis eines VW Crafter ist
nicht "irgendein" Transporter, sondern ein hochspezialisierter Wagen
mit Spezialaufbau und besonderer Inneneinrichtung, in der
Schwebetisch und Trage ebenso verstaut werden müssen wie Medikamente
oder teure und lebensrettende Maschinen wie Beatmungsgeräte oder
Defibrillator mit Monitor.
Kein Wunder also, dass ein fix und fertiges Auto einen Wert von rund
110.000 Euro hat -"Netto!", wie Karall betont -und der
Fuhrparkmanager und sein Team 95 Prozent aller Reparaturen selbst
durchführen. "So speziell wie unsere Autos sind auch unsere
Techniker, das kann kein ,normaler" Mechaniker. Unsere Leute müssen
mit Holz, Plastik und Silikon ebenso arbeiten und auch das gesamte
Equipment wie Schwebetisch oder Tragesessel reparieren können, sich
mit den hochkomplizierten Schaltungen und vielem mehr auskennen, also
schlicht und einfach mit allem, was das Auto kann und hat."
Lediglich Spengler- und Lackierarbeiten werden extern vergeben, dafür
haben Karall und Team weder Zeit noch die entsprechenden Geräte.
Sonst allerdings findet sich hier jedes nur erdenkliche Testgerät und
Spezialwerkzeug für die Autos und 2.800 unterschiedliche und sehr
spezifische Ersatzteile sind ständig lagernd. "Wir führen schließlich
keine Semmeln aus,sondern retten Menschenleben! Wir sind die
Erstversorgung! Unsere Autos müssen immer voll einsatzfähig und so
schnell wie möglich wieder auf der Straße sein. "
Express&First Class
Wird also auf einer Station auch nur der kleinste Fehler bei einem
Auto festgestellt, ob kaputter Scheinwerfer, Reifen oder nur das
kleinste defekte Lämpchen, wird dies gemeldet und das Auto kommt als
"Auftrag" in die Werkstätte. Etwa 2.100 solcher Aufträge sind es pro
Jahr -und wenn beispielsweise an einem Montag 20 solcher kaputten
Autos in der Werkstätte sind, schaffen es Karall und seine Mannschaft
innerhalb von zwei bis drei Stunden, 80Prozent ihrer Schäfchen
wieder auf die Straße zu bringen.
Gehudelt wird bei aller gebotenen Eile auf keinen Fall, denn
"Genauigkeit und Gewissenhaftigkeit sind absolute Priorität bei uns.
Jedes Auto muss top sein", erwähnt Karall einmal mehr, "denn es ist
immer unterwegs zu einem Patienten in Not."
Mit Vollgas und Blaulicht
Und das meist in vollem Tempo, ohne vorher "warm gefahren" zu werden,
allerdings sei das ohnehin kaum mehr notwendig, meint Karall und
unterstreicht dies mit eindrucksvollen Fakten: "Von 2015 auf 2016
sind wir 11,3 Prozent mehr gefahren, die Stadt wächst und somit die
Einsätze.""Unsere Fahrzeuge sind durchschnittlich zehn Jahre und 270
bis 330.000 Stadtkilometer im Einsatz. Das heißt, die Kilometeranzahl
ist eigentlich doppelt zu rechnen, denn wir fahren dauernd ,Stop and
Go", gewichstmäßig am Limit mit 3.880 Kilogramm und geben
entsprechend Gas, weil sich unsere Patienten natürlich freuen, wenn
wir rasch zur Stelle sind. Das ist schwerer Einsatz für unsere Autos,
die daher automatisch doppelt so oft serviciert werden wie
herkömmliche, also nicht alle 40.000, sondern alle 20.000 Kilometer."
Alle Fahrzeuge zusammen legten im vergangenen Jahr exakt 2.641.662
Kilometer zurück und verbrauchten dafür 368.542 Liter Sprit - Karall
hat alles genau dokumentiert, jeden Liter Öl, jede Schraube und jede
kleinste Reparatur. "Bei uns ist alles total transparent, bis zum
letzten Cent und ins kleinste Detail."
Hohe Anforderungen
So auch der Ankauf der Autos, der erwartungsgemäß öffentlich über
Ausschreibungen erfolgt. Das Wichtigste, so Karall, sind Maße und
Gewicht, schließlich müsse das gesamte Inventar hineinpassen und "da
ist jeder Zentimeter durchdacht und geplant." Geliefert wird dann
eine Grundtype des Fahrzeugs, den speziellen Aufbau übernimmt eine
Aufbaufirma, die ebenso über Ausschreibungsverfahren gewonnen wird.
An alles gedacht
Die Ausstattung reicht von gekühlten und warm zu lagernden
Medikamenten über Verbandsmaterial und Druckintubationsgeräten bis
hin zu Trage oder Vakuummatratzen. Ja sogar ein Kindersitz hat in
jedem RTW (und auch NEF) seinen Platz. "Stellen Sie sich vor, eine
Mama hat einen Unfall - was mach" ich dann mit dem Kind, das ja beider Mutter bleiben muss?", stellt Karall die rhetorische Frage und
fährt fort: "Es sitzt sicher bei uns auf dem Kindersitz und kann auf
die Mama schauen."
Brave Boliden
Das Schönste an seinem verantwortungsvollen Job, der auch hohe
Flexibilität erfordert, ist für Karall immer wieder das Feedback,
wenn Patienten ausgezeichnet versorgt werden konnten. Und wenn er
diese eine oder andere "Erfolgsgeschichte" hört, ist er nicht nur
stolz auf seine Mitarbeiter, sondern durchaus auch auf "seine" Autos
Fuhrpark Berufsrettung Wien
Marken: VW, EvoBus, MAN Pkw&Nfz: 116
Laufleistung Pkw und Nfz: 2,7 Millionen Kilometer/Jahr