Dr. Werner Gruber ist Experimentalphysiker an der Universität Wien.
Durch Bücher und Bühnenauftritte ist er als "Physiklehrer der Nation"
bekannt.
Liebe Leserin, geehrter Leser, das vorletzte Mal haben wir uns mit
dem Elektroauto beschäftigt. Da diese Fahrzeuge gerne
Lithium-Batterien verwenden, kann dies bei Regen und natürlich einem
Unfall zu einer brandgefährlichen Situation führen. Wenn Lithium aus
der Batterie entkommt und Feuchtigkeit in der Nähe ist (es reicht
schon die Luftfeuchtigkeit), brennt es sehr heftig ab. "Aber Brände
mit Kraftfahrzeugen kommen so gut wie gar nicht vor", mag man
glauben. Wir haben in Österreich rund 1.000 Autobrände jedes Jahr.
Hoffentlich sind Sie nicht dabei!
Brandheiße Gefahr
Wodurch kommt es zu den Bränden? Einerseits können durchgerostete
Tankanlagen beziehungsweise schadhafte Leitungen oder auch Schäden in
der elektrischen Anlage zu Bränden führen. Manchmal sind es auch
überhitzte Bremsen, vor allem wenn man vergessen hat, die Handbremse
zu lösen.
Viele Damen und Herren fürchten sich vor einer Explosion eines
Benzintanks. Da kann ich Sie beruhigen, das wird nicht passieren. Im
Benzintank befindet sich zwar viel Benzin, aber relativ wenig Luft,
damit auch wenig Sauerstoff, und ohne Sauerstoff brennt sich" s
schlecht, geschweige denn, dass es zu einer Explosion kommt. Trotzdem
Vorsicht: Stichflammen sind möglich! Gefährlich wird es, wenn Benzin
austritt und eine Wolke bildet, die bei der richtigen Konzentration
explodieren kann. Typischer ist ein Kabelbrand. Besonders unangenehm
ist es, wenn die Kabeln zwar gut gewartet wurden, aber böse Marder
die Isolationabbeißen. Die Batterie kann dann über längere Zeit eine
gewaltige thermische Energie freisetzen, wodurch Kunststoffteile zu
brennen beginnen. Der Griff zur Zigarette löst nur schwer einen Brand
im Fahrzeug aus, da die Inneneinrichtung aus brandhemmendem Material
besteht.
Für den Fall der Fälle
Was ist zu tun, wenn es einmal dazu kommt? Hoffentlich haben Sie
einen Pulverlöscher mit mindestens zwei Kilogramm und
Schweißerhandschuhe griffbereit. Die Handschuhe mögen zwar
übertrieben wirken, aber wenn Sie eine überhitzte Türe, insbesondere
die Motorhaube, aufmachen müssen, werden Sie sehr dankbar sein.
Wichtig ist es, Ruhe zu bewahren. Am besten denken Sie die einzelnen
Schritte mehrfach durch, damit Sie dann im Einsatz auch alles richtig
machen:
1) Das Fahrzeug an einem sicheren Bereich zum Stehen bringen -nicht
im Tunnel, lieber brennend weiterfahren, nicht in
Menschenansammlungen und nicht neben anderen Fahrzeugen.
2) Alle Passagiere sollen sofort das Fahrzeug verlassen, sich
unverzüglich und möglichst weit entfernen. Dabei können Sie dann
gleich das Pannendreieck aufstellen und die Feuerwehr informieren.
3) Zündung ausschalten und Motorhaube entriegeln.
4) Handschuhe anziehen, Motorhaube nur leicht anheben und mit kurzen,
gezielten Pulverstößen den Brand löschen.
Das Pulver setzt viel Kohlenstoffdioxid frei, wenn es erwärmt wird.
Dadurch wird dann der Brand auch gelöscht. Aber bitte die Haube nicht
ganz anheben. Dadurch gelangt mehr Sauerstoff zum Brand, der dadurch
noch mehr angefacht wird.
Wenn der eigene Feuerlöscher verbraucht wurde, schauen Sie, wo es
noch einen gibt -Geschäfte und Lokale sind gute Tipps, denn der Brand
könnte weitergehen. Sollten Sie den Brand nicht löschen können,
verabschieden Sie sich vom Fahrzeug, entfernen und freuen Sie sich,
dass hoffentlich niemand zu Schaden gekommen ist.