Kia EV3 – schon gefahren: Kein Jausengegner
Mit dem EV3 bringt Kia den kleinen Bruder des Flaggschiffs EV9. Die Optik ist speziell, Platzangebot, Reichweite und Bed...
Das Problem moderner Technik und dessen Reparierbarkeit ist für markenoffene Werkstätten wahrlich kein neues. Und dennoch könnte gerade die zunehmende Digitalisierung auch gleichzeitig die Lösung in Form von Cloud-Werkzeugen parat haben, um vor allem mit Fuhrparkkunden weiterhin arbeiten zu können.
Was war es für ein Aufschrei. Ein Massensterben unter den Betrieben wurde schon vorhergesagt, wenn die Autohersteller die Daten nicht freigeben. Denn ohne diese würde man kein Auto mehr reparieren können – und Werkstätten ohne Markenzugehörigkeit würden Gefahr laufen, zusperren zu müssen. Die Ironie an der Sache: Diese Angst hatte man vor mehr als einem Vierteljahrhundert, als mit der Katalysatorpflicht auch die Onboard-Diagnose sukzessive in den Autos Einzug hielt. Und der Rest der Geschichte ist bekannt: Mittlerweile sind Diagnosegeräte mehr als erschwinglich, teils sogar als Handy-App für Private zugänglich, die OBD II-Ports vereinheitlicht, einst kostbare Spezialwerkzeuge in zahlreichen Online-Shops erhältlich und alles längst in den normalen Werkstattalltag übergegangen.
Gemütliche Entwicklung
Kurz gesagt: Es gab bis jetzt immer einen Weg, weiterzumachen, denn trotz fortschreitendem Einzug der Elektronik besteht ein Auto seit Jahrzehnten aus den gleichen Bauteilen. Stoßdämpfer, Traggelenke, Scheinwerfer, Zahnriemen, Bremsen, Öle und Filter, Windschutzscheiben, Klimaanlagen, alle brauchen das obligatorische "Pickerl" und streng genommen sind diese Basisarbeiten auch die Haupteinnahmequellen jener Werkstätten, die sich nicht an die offiziellen Stundensätze der Hersteller halten müssen. Hat ein Auto ein gewisses Alter erreicht, ist der Besitzer meist auch nicht mehr bereit, diese zu bezahlen, was ihn automatisch in die offenen Hände der freien Betriebe treibt. Noch mehr trifft das auf größere Flottenbetreiber zu, die womöglich auch noch Fahrzeuge unterschiedlicher Hersteller nutzen, sich aber trotzdem nur mit einem Partnerbetrieb auseinandersetzen wollen. Und an dieser grundsätzlichen Vorgehensweise wird auch die Digitalisierung nichts ändern. Natürlich kommen mit der Telematik, der Vernetzung des Pkw mit dem Hersteller neue Herausforderungen auf die Branche zu. Und wieder einmal geht es darum, an Daten heranzukommen. Doch sollte man hier die Kirche im Dorf lassen. Die Verbreitung vernetzter Fahrzeuge schreitet laut Caruso, dem großen Daten-Marktplatz, in überschaubaren Schritten voran. EU-weit klettert deren Anteil von derzeit 39 bis 2030 zwar auf 175 Millionen Stück, was aber nicht einmal die Hälfte des gesamten Fuhrparks der Union ausmacht. Bedeutet somit im Umkehrschluss: Vor allem die älteren Fahrzeuge oder die meisten leichten Nutzfahrzeuge sind nach wie vor ganz normal zu handhaben.
Online-Kumpel
Geändert haben sich neben Schraubenformen und den immer mühsameren Platzverhältnissen im Motorraum natürlich auch diverse technische Finessen. Aber auch da gibt es ein Zauberwort: Vernetzung, allerdings auf bodenständigere Art und Weise. Damit sind nicht nur Zusammenschlüsse freier Werkstätten gemeint, um technische Kompetenz zu teilen und günstige Teilepreise zu ergattern. Es geht auch eine Stufe direkter: das typische Benzingespräch unter Profis, allerdings über eine App. "Unser System soll in Zukunft genau so eine Plattform für freie Werkstätten sein", sagt Lars Faust, Geschäftsführer von FabuCar, einer App speziell für Kfz-Techniker und Mechatroniker. Fragen können schnell und unkompliziert gestellt, Bilder und Videos zur besseren Illustration des Problems angehängt werden. Und dank des strengen Aufnahmeverfahrens kann man davon ausgehen, dass außerdem nur Profis antworten. "25.000 verifizierte Beruf-Kfzler sind derzeit registriert und die Anzahl steigt weiter sehr stark", erzählt Faust weiter. "Jeden Tag haben wir 1.700 active user und knapp 200 Neuanmeldungen. Um freigeschaltet zu werden, muss man den Meister- oder Gesellenbrief hochladen und ebenso belegen können, dass man aktiv in diesem Beruf tätig ist." Nur so kann gewährleistet werden, dass die Community nicht verwässert wird, was in der Branche sehr gut ankommt. "Wir stehen in engen Gesprächen mit Verbänden und Organisationen und die schätzen das sehr, dass wir ein neutraler Marktteilnehmer sind." Und da FabuCar rein werbefinanziert ist, kostet all das keinen Cent.
Remote-Anlernung
Die nächsten Schritte sind schon geplant: "Die zweite Sparte ist unser Shop für Werkstattausrüstung und demnächst kann man auch Kfz-Teile dazu nehmen." Besonders spannend für freie Werkstätten ist aber die Lancierung eines Tools, das eine OE-Anbindung ermöglicht. Faust: "Das erspart den Gang zum Vertragspartner. So können Remote-Komponenten direkt angelernt oder in ein Fahrzeug hineinprogrammiert werden." Über Telematik-Systeme wurde zwar schon nachgedacht, aber geplant ist noch nichts Konkretes. "Letztlich geht es ja nicht nur darum, einfach nur ein Dongle ins Kundenauto zu stecken", meint Faust weiter. "Es braucht noch mehr, mehr Menschliches und da sehen wir einfach, dass viele in ihrem Alltag mit der Entwicklung, die immer schneller wird, gar nicht mehr Schritt halten können." FabuCars Lösungsansatz: eine Schwesterplattform, speziell für Endkunden.
Alles am Handy
"Wir gehen davon aus, dass in kurzer Zeit sehr viele Nutzer dazukommen werden. Darunter sind natürlich sehr viele potenzielle Kunden und die werden wir mit den Werkstätten digital zusammenbringen." So stehen nicht nur die Shops ebenso für den Endkonsumenten offen. Auch die Werbemöglichkeiten sind vielfältig: "Es kann zum Beispiel Live-Workshops geben, wo der Kunde etwa erfährt, warum für sein Fahrzeug eine Getriebespülung wichtig ist. Und bei Bedarf kann er im Professional Pool gleich die Werkstätten in seiner Nähe finden, die diese Arbeiten durchführen können."
Für Faust der Schlüssel zum Erfolg: Alles nicht nur aus, sondern in einer Hand, denn das Handy hat man heutzutage immer am Mann. "Und am Ende des Tages braucht es eine Plattform, auf der alles vernetzt ist. Und diese Möglichkeiten in Kombination mit dem, was Telematik-Dienste bieten, wird die Lösung für freie Werkstätten sein.
Potenzial Firmenkunde
Blickt man also ein wenig weiter in die Zukunft, steigt der Anteil telematisierter Autos natürlich deutlich, doch obliegt es ja immer noch dem Kunden, diese Angebote auch zu konsumieren, was ein Problem der Telematik-Systeme sein wird, die der freie Markt bereits anbietet. Repdate etwa ist eine Lösung von Caruso, zu der auch Riesen wie Bosch oder ZF Aftermarket gehören. Ein System, das all die Informations- und Datendienste anbietet, die ein OEM ebenfalls hat. Hier wie da aber gilt: Man muss es dem Kunden schon schmackhaft machen. Schließlich ist er der Eigentümer der von ihm produzierten Daten – und lässt er in seinem Auto nicht den benötigten Dongle installieren, sind sämtliche Versuche der Aftermarket-Branche wirkungslos. Und was bei Fuhrparkbetreibern noch dazukommt: Moderne Verwaltungssoftware wie zum Beispiel von Avrios hat Elemente wie die Erinnerung für den nächsten Werkstattbesuch bereits inkludiert. Und gerade im Flottengeschäft sollte man besser gleich die richtigen Weichen stellen. Laut Analyst Dataforce wächst nämlich der Anteil der Firmenwagen an der österreichischen Fahrzeugflotte massiv. Von 2019 bis jetzt von 39,8 auf 43,6 Prozent, wobei allein in den ersten drei Monaten 2021 ein Zuwachs auf 51,8 Prozent verzeichnet werden konnte. Doch andererseits: Ein guter Betrieb lebt ohnedies von Mundpropaganda und Stammkundschaft und das wird nicht nur für die Betreuung von Firmenfuhrparks in den nächsten Jahren immer wichtiger.
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