Auch wenn hierzulande der Golf die Zulassungsstatistik anführt,
global gesehen ist der Ford Focus das meistverkaufteste Auto der
Welt. Grund genug, den Bestseller nach dem kürzlich durchgeführten
Facelift dem Flottencheck zu unterziehen und ihn den wichtigsten
Konkurrenten gegenüberzustellen.
Ob die neue Frontpartie nun gefällt oder nicht, diese Frage -und die
Meinungen gehen dabei weit auseinander -muss jeder für sich klären.
Fest steht, dass Ford es beim Facelift nicht bei neuen Blinkergläsern
belassen hat, sondern tiefgreifende Veränderungen durchgeführt hat.
Außen stechen neben dem mächtigen Kühlergrill,der konturierten
Motorhaube und den schmäleren Scheinwerfern noch neue Alufelgen ins
Auge, die Heckpartie blieb indes weitgehend unberührt. Die für den
Fahrer wichtigsten Neuheiten sind vor allem im Innenraum zu finden.
Mittelkonsole wurde aufgeräumt
Der Focus stand häufig wegen seiner vielen Knöpfe und Tasten im
Bereich der Mittelkonsole in der Kritik, nicht zu Unrecht. Zwar
findet man sich nach einiger Zeit ganz gut zurecht, Fakt ist aber,
dass andere Hersteller ergonomisch bessere Lösungen gefunden haben.
Ford hat nun im wahrsten Sinn des Wortes aufgeräumt und zwar mit Maß
und Ziel. Nicht so radikal wie etwa Peugeot beim 308, wo man sogar
die Heizung umständlich im Touchscreen justieren muss. Der Focus hat
zwar nun auch ein solches Display, die Basics wie Klimaanlage und
Radio lassen sich aber weiter konventionell bedienen. Alle jene
Einstellungen, die nicht so häufig benötigt werden, lassen sich in
den vier Menüs "Telefon","Navigation","Entertainment" und
"Klimatisierung" aufrufen. Apropos aufrufen, die "Sync" genannte
Kommandoeinheit lässt sich auch per Sprachbefehl bedienen.
Ausgerechnet die Spracheingabe von Navi-Zielen ist allerdings leider
etwas holprig, das können andere besser. Absolut top hingegen ist die
Koppelung des Bluetooth-Handys. Einfacher geht"s nicht, viele andere
Hersteller können sich da eine ordentliche Scheibe abschneiden.
Ebenfalls neu ist das noch griffigere Lenkrad, dass man den
Tempomaten in der Bedienlogik geändert und noch dazu so ungünstig
platziert hat, ist wohl den optionalen Schaltwippen der Automatik-
Versionen geschuldet.
Praktische Features und ein happiger Farb-Zuschlag
Ein sehr praktisches Feature ist der Türkantenschutz. Zwar gab es den
auch schon beim Vorgänger, wir konnten ihn aber erstmals in der
Praxis testen. Öffnet man eine der vier Türen, klappt sich ein Schutz
aus Gummi über die Türkante (siehe Bild auf der nächsten Seite) und
sorgt bei engen Parkplätzen oder an Mauern für Schutz gegen
Lackabplatzer. Die 152 Euro sind jedenfalls gut angelegt und machen
sich bei Firmenautos spätestens bei der Fahrzeugrückgabe mehr als
bezahlt. Ein Körberlgeld holt sich Ford nun bei der Lackierung,
zumindest beim Candy-Rot unseres Testwagens. Vor dem Facelift als
normaler Metallic-Lack mit 540Euro in der Preisliste, tituliert Ford
den Farbton als Speziallackierung und verlangt stolze 1.220 Euro.
Verfeinertes Fahrwerk, kleiner Kofferraum
Die Ingenieure haben auch das Setup des Focus noch einmal verfeinert.
Da das Fahrwerk aber ohnedies Benchmark in seiner Klasse ist, war
hier kein großer Handlungsbedarf gegeben. Dennoch ist es gelungen,
das Handling noch präziser zu gestalten, ohne den Komfort dabei zu
mindern und die Passagiere unnötig zu strapazieren. Das
Kofferraumvolumen ist im Segmentvergleich unterdurchschnittlich, mit
490 bis 1.516 Litern bekommt der Focus im Flottencheck- Vergleich die
rote Laterne umgehängt.
Empfehlung für das Euro-6-Triebwerk
Mit einem Verbrauch von 4,2 Litern zeigt sich das 115 PS starke
Turbodiesel-Triebwerk laut Werksangabe sparsam, in der Praxis muss
man rund 5,5 Liter einkalkulieren. Wer einen Blick in die Preisliste
wirft, der wird feststellen, dass Ford sowohl diesen
1,6-Liter-Turbodiesel aus dem Vor-Faceliftmodell als auch den neuen
1,5 TDCi anbietet, der bereits die Euro-6-Abgasnorm schafft. Zudem
hat der Motor fünf PS mehr und spart laut MVEG-Zyklus nicht nur 0,4
Liter Sprit auf 100 Kilometer, sondern auch 0,4 Sekunden, bis der
Tachometer Tempo 100 km/h anzeigt. Da er lediglich 300 Euro mehr als
das alte Triebwerk kostet, bekommt er eine klare Empfehlung
ausgesprochen. Ganz sparsame Fuhrparkleiter haben mit dem 105 PS
starken 1,5-TDCi-Econetic übrigens auch eine noch umweltfreundlichere
Alternative, die mit 3,4 Litern auf 100 Kilometern das Auslangen
finden soll.
Umfangreiche Assistenten
Eine Empfehlung bekommt das Fahrerassistenz-Paket, das je nach
Ausstattung zwischen 1.240 und 1.830 Euro kostet. Es beinhaltet u. a.
Verkehrsschild-Erkennung, einen City-Notbremseinen Totwinkel-,einen
Fernlicht-und einen Spurhalte-Assistenten. Gerade für Vielfahrer eine
mitunter lohnende Investition. Ebenfalls mit an Bord ist die
Querverkehr-Warnung, die beim Rückwärtsausparken akustisch auf
Gefahren durch andere Fahrzeuge aufmerksam macht. Der Basispreis
unseres Testautos in Trend-Ausstattung liegt bei 23.700 Euro, die
Titanium-Version mit einigen Extras kam in unserem Fall auf 33.404
Euro.
Wie sich der neue Focus im Vergleich zum Mitbewerb schlägt, sehen Sie
auf der rechten Seite.
Die FLOTTEN-Check-Bilanz
Das Facelift hat dem Ford Focus Traveller in mehrerlei Hinsicht gut
getan. Bei der Wahl des richtigen Motors ist man gut beraten, die
neuen Euro-6-Triebwerke zu nehmen, die wenig teurer aber spürbar
sparsamer sind. Bei Wartungs-und Verschleißkosten liegt unser
Testmodell im Mittelfeld, was Wertverlust und Restwerte betrifft,
liefern sich die vier Kandidaten ein enges Kopf-an-Kopf-Rennen.
Die neue Generation des Opel Astra Sports Tourer soll Ende 2015 auf
den Markt kommen, wegen des sparsamen Dieselmotors ist das aktuelle
Modell dennoch eineÜberlegung wert. Bei Kosten für Wartung und
Verschleiß liegt der Astra etwas über dem Mitbewerb.
Hier kann der neue Peugeot 308 SW punkten, bei den Unterhaltskosten
liegt er unter, beim Kofferraumvolumenüber den Kontrahenten. Im
Vergleich zum Vorgänger hat sich auch der Restwert des Franzosen
positiv entwickelt.
Der VW Golf Variant ist zwar in der Anschaffung etwas teurer als
Focus, Astra und 308, dafür liegt er beim Restwert nach wie vor in
Führung, wenn auch nicht mehr so deutlich, wie das schon einmal der
Fall war. Motorisch und beim Kofferraumvolumen findet man den
Bestseller im Mittelfeld wieder.