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VW Nutzfahrzeuge Markenleiterin Miriam Walz im Interview

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Miriam Walz ist Ende des Vorjahres als Markenleiterin auf Sepp Ebner gefolgt, wir haben mit ihrüber den Marktstart des ID. Buzz, die anstehende Elektrifizierung, den verstärkten Fokus auf Um- und Aufbauten und weitere spannende Themen gesprochen.

Sie sind seit September 2022 Markenleiterin bei VW Nutzfahrzeuge in Österreich und haben Ihre Karriere bei der Produktion ebendieser Marke begonnen, somit schließt sich nach mehreren Stationen im Konzern quasi der Kreis. Wofür steht VW Nutzfahrzeuge für Sie persönlich?

Ich war für drei Jahre bei VW Pkw und freue mich, jetzt wieder zurück bei den Nutzis zu sein. Zwischenzeitlich hat sich zwar viel getan, aber es hilft natürlich zum Start enorm, gewisse Strukturen bei Volkswagen Nutzfahrzeuge und auch das Werk in Hannover zu kennen. Für mich persönlich steht die Marke für Vielfalt und Abenteuerlust, sie deckt viel, viel mehr ab als die reinen Nutzfahrzeuge. Ich habe selbst einen T5 California und weiß die Freiheit beim Campen in Österreich und in den Dolomiten sehr zu schätzen.

Die komplette Autoindustrie ist derzeit massiv im Umbruch, die leichten Nutzfahrzeuge bilden da keine Ausnahme. Was sind aktuell die größten Herausforderungen?

Die Transformation in Richtung Elektrifizierung ist sicher groß, bis dato gibt es da gerade bei Nutzfahrzeugen aufgrund der spezifischen Anforderungen in diesem Bereich noch Zurückhaltung. Wir müssen die Kunden im gewerblichen Bereich bis 2030 zum Umschwenken überzeugen. Das wichtige Dreieck für die Kunden besteht aus Reichweite, Nutzlast und Preis, wenn das stimmt, gibt es keinen Grund, nicht umzusteigen. Wichtig ist, dass in Österreich E-Nutzfahrzeuge bis 4,25 Tonnen mit dem B-Führerschein gefahren werden können, damit lässt sich eine möglicherweise verringerte Nutzlast ausgleichen.

Mit dem VW ID. Buzz hat man gerade die vollelektrische Version einer echten Ikone auf den Markt gebracht. Wie kommt der E-Bulli bei den heimischen Kunden an?

Das Feedback ist toll, das Auto kommt gut an und verkörpert ein qualitatives, sympathisches und nachhaltiges Image und ist zwischen Caddy Maxi und dem Transporter positioniert. Wir sind 2023 aber in einem Anlaufjahr, noch sind nicht alle Modelle verfügbar. 2024 kommen der extrem wichtige lange Radstand und der Allradantrieb. Aus diesen Gründen liegt der Mix aktuell stärker beim Pkw, mittelfristig peilen wir aber ein ausgeglichenes Verhältnis mit dem Cargo an. Wir merken, dass viele ehemalige Van-Kunden, die bisher VW Sharan oder Seat Alhambra gefahren sind, sich für den ID. Buzz interessieren, aber ebenso für den T7 Multivan. Es gibt ebenfalls Kooperationen, etwa mit sharetoo Carsharing Wien, wo bereits einige ID. Buzz unterwegs sind und auch die Polizei wird in Kürze einen ID. Buzz testen.

Von einer Elektrifizierung der gesamten Modellpalette ist man derzeit noch ein gutes Stück entfernt, was werden die nächsten Milestones sein?

Wie erwähnt, ist die Ausrollung des ID. Buzz gerade am Laufen, zudem wird voraussichtlich 2024 ein Caddy mit Plug-in-Hybridantrieb kommen. Ein vollelektrischer Caddy ist derzeit nicht geplant, dieses Segment deckt der ID. Buzz Cargo gut ab. Der Transporter-Nachfolger des T6.1 wird als Verbrenner, PHEV und vollelektrisch voraussichtlich im Frühjahr 2024 präsentiert. Bis 2035 werden wir zweigleisig fahren.

Viele der kommenden Modelle entspringen einer Kooperation mit Ford, das bringt natürlich Chancen, aber auch Risiken mit sich. Warum sollte sich der Kunde für den VW und nicht den baugleichen Ford entscheiden?

Das kann ich ganz einfach erklären. Auch wenn einige Modelle gemeinsam entwickelt wurden und werden, ist die Volkswagen-DNA ganz klar in den Fahrzeugen zu erkennen. Der Kunde hat sofort das vertraute Gefühl, in einem VW zu sitzen. Beim Amarok und Ranger ist nicht nur das Design unterschiedlich, sondern auch die Serienausstattung und das ganze Package. Unser Einstiegsmodell bringt zum Beispiel eine sehr umfangreiche Serienausstattung mit. Unterm Strich geht es um das passende attraktive Preis-Leistungsverhältnis und natürlich um unser starkes Händlernetz.

Bleiben wir beim Amarok, das neue Modell steht in den Startlöchern, die Pause seit dem Vorgänger war ungewöhnlich lang, zudem hat sich auch hier die steuerliche Bewertung geändert. Ist der Pick-up in Österreich noch ein Modell mit Zukunft?

Der Amarok ist für uns ein wichtiges Modell und hat bereits sehr erfolgreich gestartet. In Österreich ist der Vorsteuerabzug wichtig und man darf nicht vergessen, dass die Pick-ups vielfach echte Arbeitstiere sind. Durch die NoVA hat dieses Segment bei Privatkunden natürlich an Attraktivität verloren. Ich rechne dennoch damit, dass wir über alle Marken bei insgesamt 3.500 Pickups im Jahr in Österreich bei den Neuzulassungen landen werden. Da wollen wir mit unserem Amarok eine führende Rolle einnehmen. Und was die Zukunft betrifft, so wird auch das Marktpotenzial eines Elektro-Amarok diskutiert.

Umgekehrt ergeht es dem VW T6.1 als Transporter und Multivan. Ein enorm erfolgreiches Modell wird nicht zuletzt aufgrund strengerer Abgasnormen in rund einem Jahr eingestellt, dennoch gehen die letzten Fahrzeuge derzeit weg wie die warmen Semmeln. Wie weh tut der Wegfall dieses Klassikers?

Sich von etwas Gewohntem und Geliebten zu trennen, ist immer schwer. Aber es gibt neue gesetzliche Anforderungen, denen man Rechnung tragen muss. Wir haben eine neue Zeit mit einer anderen Art der Mobilität vor uns. Wer sich noch einen T6.1 sichern möchte, sollte aber schnell sein, in Österreich sind noch Autos verfügbar, in anderen Ländern ist das Modell bereits ausverkauft.

VW Nutzfahrzeuge ist in den letzten Jahren mit Modellen wie dem Multivan, dem Caddy als Pkw und nun auch dem ID. Buzz Pkw immer stärker in den Privatkundenmarkt eingedrungen. Kann man da überhaupt noch von einer Nutzfahrzeugmarke sprechen?

Wie eingangs erwähnt, sehe ich Volkswagen Nutzfahrzeuge als Abenteurermarke, als Marke für Unternehmer und auch für Um- und Aufbauten. Die Kundenbedürfnisse haben sich bei vielen Privatkunden geändert, der Platzbedarf ist gestiegen – wodurch der Caddy einen großen Imagewandel durchgemacht hat – und auch Camping wird ein immer wichtigeres Thema. All das macht unsere Marke zukunftsfähig.

Stichwort Um -und Aufbauten, wie wichtig ist das Geschäft oder überlässt man das externen Partnern?

Es ist sehr wichtig. Wir steigen mit unserer Marke wieder stärker ins Umbaugeschäft ein, sowohl mit Ab-Werk-Lösungen als auch mit lokalen Umbaupartnern. Barrierefreie Umbauten sind da zum Beispiel ein wichtiges Geschäftsfeld und es gibt auch bereits erste Testumbauten vom ID. Buzz.

Mit der NoVA-Einführung auf Nutzfahrzeuge Mitte 2021 kam es zunächst zu Rekordzulassungen, ehe der Markt dann eingebrochen ist. Hat man diese Delle überwunden?

Die Nachwehen sind in der Branche noch immer zu spüren. Unser Auftragsbestand ist aufgrund der Lieferengpässe in den letzten beiden Jahren aber sehr hoch und liegt in etwa bei einem Jahresvolumen. Unser Ziel ist der Abbau bis Ende 2023. Allradmodelle sind aktuell schwierig zu bekommen, hier verhandeln wir über ein Zusatzkontingent für Österreich. Generell hat sich aber die Nachfrage wieder normalisiert und auch die Lieferzeiten sinken schrittweise, beim Caddy etwa auf vier bis fünf Monate. Ziel sind aber wieder zwei bis drei Monate.

Werfen wir abschließend einen Blick auf die Händlersituation in Österreich. Sind die Änderungen geplant?

Da sind wir sehr konstant, allerdings planen wir ebenfalls Nutzfahrzeug-Kompetenzzentren. In Wien wurde kürzlich das erste Nutzfahrzeugzentrum in Oberlaa eröffnet, in den nächsten Jahren sind ein bis zwei Zentren pro Bundesland geplant. Für unsere gewerblichen Kunden ist durch das Vorhalten von ausreichenden Nutzfahrzeugen dadurch die passende Ersatzmobilität gewährleistet. Zudem sollen diese Zentren auch den Um-und Aufbau forcieren.

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