Seit März 2014 setzt das Waldviertler Bauunternehmen Alpson auf zwei
Tesla Model S. Den weiteren Fuhrpark zu elektrifizieren, hat sich
aber als schwierig entpuppt.
Nicht der BMW i3 und auch nicht der Renault Zoe, das meistverkaufte
Elektroauto 2015 inÖsterreich ist mit großem Abstand das Tesla Model
S mit knapp 500 Einheiten. Einer der ersten Fahrer dieses Modells war
der Horner Bauunternehmer Ing. Christian Melber, die Entscheidung für
den Tesla fiel kurzfristig: "Unsere Pickups waren in die Jahre
gekommen und ich habe mit meinem Partner Paul Zehetbauer überlegt,
welche neuen Fahrzeuge wir anschaffen. Da kamen auch E-Autos ins
Spiel."
Bereits am nächsten Tag war klar, dass lediglich das Tesla Model S
das Kriterium erfüllt, nach einem weiteren Tag wurden zwei Fahrzeuge
geordert. Und auch wenn die Fahrzeuge preislich der Oberklasse
angehören, einen Luxusartikel sieht der Baumeister in den Autos
nicht: "Wir haben die Fahrzeuge ja nicht zum Angeben, sondern wollen
damit ein Zeichen setzen. Und aktuell gibt es in Sachen Reichweite
noch keine Alternative zum Tesla." Als Signal an die Kunden wurden
auch die Preise zwei Jahre lang nicht angehoben, mittlerweile
überwiegt der Zuspruch der Skepsis deutlich.
Regionale Wertschöpfung im Fokus
Stolze 44.000 Euro Spritkosten verursacht der gesamte Fuhrpark von
Alpson im Jahr, allein die beiden Pickups kamen auf 7.000 Euro
jährlich. "Wir sind ein regionales Unternehmen und daran
interessiert, dass die Wertschöpfung regional oder zumindest im Land
bleibt. Und mit fossilen Brennstoffen ist das, wie wir wissen, nicht
zu machen." Nach nicht einmal zwei Jahren zeigt der Tacho von Melbers
Model S bereits über 88.000 Kilometer an, auch wenn es das ein oder
andere Problem gab, der Horner würde sich sofort wieder für das Auto
entscheiden: "Die Beschleunigung macht einfach riesigen Spaß und auch
die Verarbeitung hat sich als ordentlich erwiesen."
Der Baumeister hat sich zum echten Elektro-Pionier entwickelt, selbst
Auslandstermine in Rom und Brüssel wurden schon absolviert:
"Besonders in Italien ist es aber abseits der Tesla-Supercharger
schwer, öffentliche Ladestationen zu finden. Ich musste sogar ein
italienisches Konto eröffnen, um eine Ladekarte zu bekommen, da wäre
ein Roaming wünschenswert." Gleich mehrere Apps (Bild) zählen daher
zur Pflichtausstattung, vor allem bei weiteren Reisen.
E-Pritschenwagen schwierig
Etwas enttäuscht zeigt sich Melber von den Schwierigkeiten, auch den
weiteren Fuhrpark sukzessive zu elektrifizieren: "Da es
herstellerseitig aktuell noch keinen elektrischen Pritschenwagen mit
rund 350 Kilometer Reichweite gibt, haben wir gemeinsam mit der
oberösterreichischen Firma Kreisel ein eigenes Projekt gestartet.
Leider hat sich keine Bank gefunden, die die Fahrzeuge finanziert und
auch die Herstellerfirma der Autos hat plötzlich kalte Füße bekommen.
Dabei wäre so ein Fahrzeug doppelt interessant, schließlich könnte
man beim Start einer Baustelle den Baustrom aus dem Fahrzeug
entnehmen,was uns wesentlich unabhängiger machen würde."
Garage als Wohnraum
Beim Hausbau sieht Melber durch die E-Mobilität ebenfalls Potenzial:
"Die Garage ist für mich künftig ein erweiterter Teil des Wohnraums -
etwa für Familienfeiern - der sich zum Wohnzimmer hin öffnen lässt.
Gestank gibt es ja keinen mehr und auch die Auflagen sind einfacher
als bei Autos mit Verbrennungsmotoren." Und er sieht auch Zukunft für
Batterien, die aus alten E-Fahrzeugen stammen: "Die lassen sich
künftig in die Haustechnik integrieren etwa als Zwischenspeicher für
Photovoltaik-Anlagen."