Unlängst hatte ich die Ehre, mit einem neuen Modell eines deutschen Premiumherstellers fahren zu dürfen. Es war die zivile Version eines kleinen Transporters, mit schlauem Diesel, moderater Automatik, viel Platz und – analogen Armaturen. Das Armaturenbrett dominierten Knöpfe und Schalter, und oberhalb der Mittelkonsole thronte ein nach heutigen Maßstäben winziger Touchscreen, der nur die wichtigsten Funktionen bündelte, die man anders nicht bedienen kann. Klingt altmodisch, ist aber spitze, weil man schnell heraus hat, wo wofür welcher Schalter da ist.

Weil das ist ja ein entscheidender Punkt: Bei den schicken riesigen Touchscreens, die es in praktisch allen neuen Fahrzeugen gibt, verbringt man ewig mit dem Finger und den Augen drauf, Bedienfelder zu erwischen und mit Funktionen herumzuspielen, die mit dem eigentlichen Autofahren absolut überhaupt nichts zu tun haben – und das völlig legal. Und nicht nur das: Schon das alleinige Verstellen der Innenraumtemperatur kann dafür sorgen, dass man sekundenlang nicht auf die Straße blickt – und auch das völlig legal. Ich meine, es bleibt doch die Frage, ob man von einem Handy in der Hand wirklich mehr abgelenkt wird als von großen Displays, die nicht einmal annähernd im Blickfeld liegen.

Nur um eines klarzustellen: Dass das reine In-der-Hand-halten von Smartphones bestraft wird, wenn man ein Auto in Betrieb hat (man muss nicht einmal fahren, um hier gegen das Gesetz zu verstoßen), ist goldrichtig, weil davon eine riesige Gefahr ausgeht, abgelenkt zu werden. Aber ist das wirklich schlimmer als ein Telefonat über die Freisprecheinrichtung zu führen oder sich durch die Menüs moderner Fahrzeuge zu touchen, swipen oder gestikulieren? Man könnte also grübeln, wann der Gesetzgeber reagiert, zumal es nicht verwundernswert wäre, weil die Fülle an Features manch Lenker schlichtweg überfordert.

Andererseits ist es vielleicht besser, man denkt nicht zu laut über solche Dinge nach. Die Unfälle, bei denen der Lenker bei einem Automatikauto das Gas- mit dem Bremspedal verwechselt hat, hinterlässt manch einen von uns ja auch fragend. Und dennoch sind wir froh, dass deswegen nicht gleich alle Automatikgetriebe verboten werden.