Die Lust an der fein verästelten Produktvielfalt bringt schicke
Geländekombis für die letzte Meile zur Jagdhütte hervor - auch von
Mercedes-Benz. Wir fuhren den E220d 4Matic All Terrain.
Auf Geländegänger getrimmt bleibt die E-Klasse in erster Linie ein
Komfort-und vor allem als T-Modell ein Raumwunder. Nur als Kombi
erhältlich, schluckt der All Terrain bei umgelegten Sitzen 1.820
Liter. Gern wird angemerkt, dass der Vorgänger nochmal 100 Liter mehr
Gepäck aufnahm. Bedenken, dass manim Familienurlaub deswegen aufs
knallrote Gummiboot verzichten muss, sind dennoch unangebracht.
Motorisierung und Getriebe (einzig erhältlich: die feine 9G-Tronic)
stimmen mit der Rolle als Lastenfahrzeug perfekt überein. Schon mit
dem "kleinen" Vierzylinder in unserem Testwagen ist man souveränmotorisiert, der Wunsch nach dem stärkeren 6-Zylinder-350d kommt
höchstens auf, wenn man das Schlauchboot gegen eine kleine Yacht
eintauscht, die im Hängerbetrieb an die Adriaküste gebracht werden
muss. Die Anhängelast beträgt 2,1 Tonnen.
Im Steirerjanker
Was bringt das robuste Outfit gegenüber dem "normalen" E-Klasse
T-Modell mit 4Matic und was muss man dafür in Kauf nehmen? Nun,
sowohl die höhere Bodenfreiheit (ein Plus von 29 bis 49 Millimeter)
als auch der zusätzliche "All Terrain"-Fahrmodus erweisen sich auf
der letzten Meile zur Jagdhütte als nützlich. Wichtiger als das ist
vermutlich die Botschaft, welche der schicke, aber nur angedeutete
Alu-Unterfahrschutz, der SUV-Grill und die Kunststoffkotflügel
unmissverständlich aussenden: Seht her, ich habe eine Jagdhütte Der
Grundpreis von 62.430 liegt gut 5.000 Euro über der "zivilen"
Variante, der Mehrverbrauch im Labor bei 0,3 Liter pro 100 Kilometer.
Damit schafft es der Selbstzünder vermutlich weder in die
Verbrecherkartei noch auf die Shopping-Liste von
Grünen-Spitzenkandidaten. Für 139 Gramm CO2 gibt"s auch keinen
Dispens, was Steuern, Abgaben oder den Sachbezug angeht.
Vom Preis und vom Wert Apropos
Verbrauch: Bleibt der Laborwert von 5,2 Litern auch unerreicht, muss
man für den zur Forstwirtschaft tauglichen Luxuswagen doch ins
Treffen führen, dass er Überland echte Verbräuche von knapp über
sechs Litern schafft. Das ist bei 194 PS und 400 Nm, die ein
Leergewicht von über 1,8 Tonnen auf der Straße entspannt vorwärts
bewegen, kein schlechter Wert. Die schlechtere Nachricht: Souveräner
Luxus ist nicht billig, im Fall unseres Jagdhütten-Express noch ein
bisschen weniger. Nachdenklich stimmt das Erlebnis, wie sich das
alles durch ein paar Kreuzerl im Bestellformular ins wahrhaft
Verblüffende übersteigern lässt, bis man letztlich in einem
90.900-Euro-Testwagen sitzt -und dabei das Gefühl nicht los wird,
jeder einzelne Cent davon sei gut angelegtes Geld. So bleibt das
Raumfahrzeug für die meisten dann doch ein Traumfahrzeug.