Die Geschichte von Tatra war eigentlich schon zu Ende geschrieben,
doch jetzt fängt plötzlich wieder ein neues Kapitel an.
Tatra zählt zu den ältesten Lkw-Herstellern der Welt. Nach der
Öffnung des tschechischen Marktes von mehreren Besitzerwechseln
geprägt, gelang es dem holländischen Lkw-Hersteller DAF, 2011 eine
Minderheitenbeteiligung (19 Prozent) an Tatra zu erwerben. Diese
reichte jedoch nicht aus, um den Konkurs imJahr 2013 und den damit
einhergehenden Verkauf an ein tschechisches Unternehmer- Konsortium
abzuwenden.
Trotz dieser Niederlage hielt DAF an der Verbindung zu Tatra fest und
unterzeichnete mit den neuen Eigentümern im Jahr 2014 einen Vertrag
über die Lieferung von Kabinen, Motoren und Getrieben. Durch diesen
Deal bot sich für Tatra die Chance, sich ganz auf den Rahmen und die
Allradtechnik zu konzentrieren und damit genau das zu machen, wofür
diese Marke nicht zuletzt durch große Erfolge im Motorsport
weltbekannt ist. Für heuer erwartet Tatra die Produktion von rund
1.500 Fahrzeugen -2014 wurden 850 Fahrzeuge gebaut.
Tschann Gruppe beobachtete
Alle diese Vorgänge hat auch die in Salzburg, Tirol und Bayern im
Lkw-Geschäft sehr erfolgreiche Tschann Gruppe beobachtet. Mit der
Marke DAF sogar Marktführer im Bundesland Salzburg, hat das rund 250
Personen beschäftigende Unternehmen den seit vielen Jahren
bestehenden Kontakt mit dem tschechischen Lkw-Hersteller dazu
genutzt, im Juli die Vertriebs-und Serviceagenden für Österreich,
Bayern und Südtirol zu übernehmen.
Service im Aufbau
Aktuell im Aufbau befindlich soll die Tatra-Struktur ab dem Herbst
soweit stehen, dass die aktiven Vertriebstätigkeiten aufgenommen
werden können. Bis dahin sollen dann auch erste Vorführfahrzeuge zur
Verfügung stehen. In weiterer Folge will die Tschann Gruppe
Servicepunkte in ganz Österreich errichten. Bis das soweit ist, wird
ein "fliegender" Service von Salzburg aus die Kunden betreuen, zumal
die Motor-und die Getriebekomponenten auch in allen
DAF-Servicestützpunkten repariert werden können. Gefunden hat die
Tschann Gruppe mit Ing. Peter Gastager auch schon einen erfahrenen
Verkaufsleiter für den Tatra-Vertrieb. Hinsichtlich der Modellpolitik
konzentriert sich zumindest für den Anfang alles auf den mit einem
510 PS starken 13-Liter-Motor ausgestatteten Phoenix, der als 4x4,
6x6, 8x8 oder als 10x10 angeboten wird. Letzterer eignet sich
aufgrund der Zulassungsbestimmungen in erster Linie für den reinen
Offroadbetrieb im Bergbau und soll dort deutlich teureren
Spezialfahrzeugen Konkurrenz machen. Das schwere Allradsegment
betrachtend, werden in Österreich rund 250 Fahrzeuge pro Jahr
verkauft, Tschann will mit dem Tatra mittelfristig zehn Prozent davon
abdecken. Dass dies auch gelingt, soll eine maximale
Individualisierung jedes einzelnen Lkw möglich sein, bei der Tatra
noch weit über die maßgeschneiderten Lösungen anderer Hersteller
hinausgehen will.
Schneller im Gelände
Angesprochen auf den wesentlichsten Unterschied zwischen den
Tatra-Modellen und jenen des Mitbewerbs, rückt Marketingleiter Anton
Gebert, der seit acht Jahren bei der Tschann Gruppe tätig ist, die
Effizienz der Tatra-Modelle in den Vordergrund. Nicht billiger als
die Konkurrenz, aber unter extremen Bedingungen ohne zusätzliche
Abnützungserscheinungen stets doppelt so schnell unterwegs - und
damitauch doppelt so wirtschaftlich - soll der Phoenix im schweren
Bausegment dauerhaft Karriere machen. Weitere Absatzmöglichkeiten
sieht Gebert zudem in der Forstwirtschaft, im Katastrophenschutz und
natürlich bei den Feuerwehren.