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Eine Branche sucht das Grün

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Auf dem Weg weg vom Diesel zeigt die Lkw-Sparte auf der IAA Transportation, wie schnell man Umdenken kann. Nicht nur was den reinen Treibstoff angeht. Ein Stimmungsbericht.

Leiser schlich sich der Panther noch nie an. Das ist an sich schon eine Leistung bei 40 Tonnen Gesamtgewicht, drei Achsen und gut elf Metern Länge. Aber auch dieses Ungetüm von Nutzfahrzeug überrascht am Stand von Magna mit einer Aufschrift: „electric“. Womit wir schon bei der entscheidenden Botschaft der diesjährigen IAA Transportation, die man früher schlicht einmal Nutzfahrzeugmesse Hannover nannte, angekommen wären: Der „Change“ ist in der Branche der dicken Brummer endgültig angekommen. Und nicht nur das.

Während sich der reine Pkw-Markt mehr mit dem Thema quälte – obwohl es hier Fahrzeugklassen gibt, die problemlos alternativ betrieben werden können – überraschen ausgerechnet die Schwergewichter der Landstraße mit erstaunlich kreativen und unterschiedlichen Ansätzen. Kurz gesagt: Ja, sicher gibt es noch Diesel. Aber auch die hatten meist schon einen E-Motor im Antriebsstrang versteckt.

Designerfisch&Currywurst
Das wirklich Entscheidende bei diesem Zugang ist wohl, dass man sich stärker um die Differenzierung der Einsatzzwecke kümmern wird müssen. Ein Sattelschlepper ist für den Fernverkehr, und nur mehr dafür. Ein Lieferwagen macht seine Zustellroutinen, und auch nur mehr die. Der Markt entwickelt sich mehr von Alleskönnern hin zu Spezialisten, was sich am eindrücklichsten am Last-Mile-Eck erkennen ließ: Teils wirklich winzige Vehikelchen mit gerade einmal einem Sitz, manchmal nicht einmal mehr einem Lenkrad sondern nur mehr einem Lenker, wirklich cool umgesetzte Isetta-Nutzis, ja sogar autonom fahrende Robotermüllwagen, die selbst in Palermo in die verwinkeltsten Gassen kommen, alle waren sie dort versammelt.

Alles in allem vermittelt das einem das Gefühl eines kollektiven Aufatmens. BEV, H2, Diesel – egal was, es wirkt so, als blicke man wieder optimistischer in die Zukunft. Vielleicht eine, die man sich nicht erwünscht hätte, aber immerhin. Und zugegeben: Das wirft natürlich zugleich einen ganz anderen Blick auf die Pkw-Branche, oder zumindest auf deren Kunden, denn dort wird nach wie vor dieses eine Auto verlangt, mit dem man alles immer machen kann. Allein – das wird wohl nicht funktionieren, wenn es denn auch elektrisch sein soll. Oder die Politik für Verbrenner wirklich einmal den Stecker zieht.

Ägyptische Notizen
Und sonst? Na ja. Messen sind an sich schon so eine Sache geworden in letzter Zeit. Vor allem, wenn Autos dort zu sehen sind. Umso wichtiger vielleicht der nüchterne Zugang zu den großteils neuen Themen. Kein Schickimicki-Tamtam, keine peinlichen Show-Einlagen oder Buffets mit Designer-Fischen und aufgeschäumtem Beilagenwahnsinn. Die gelebte Hemdsärmeligkeit wirkt ehrlich und wie die rettende Hand in einer doch recht schweren Zeit für die Mobilitätsbranche. Eine Messe wie eine Currywurst – nicht der Gourmets erste Wahl vielleicht, aber ab und zu ja dann doch geil.

Jedenfalls gelang der Switch zu einem neuen Konzept des Probierens und Vergleichens deutlich besser als bei der Pkw-IAA, die nicht nur geographisch viel zu zerstreut und planlos wirkte. Hier aber blieb man trotz der neuen Vielfalt an einem Ort, was auch beim Publikum durchaus wohlwollend aufgenommen wurde. Das sich aber auch sichtbar gewandelt hat: Vorbei die Zeiten, in denen man über Asiaten mit Notizblöcken in übergroßen Anzügen stolperte, die allesamt Fahrzeuge fast millimetergenau abzeichneten. Diese wurden längst von Influenzern und Youtubern abgelöst, deren Kamerasysteme mehr Wert sind als Ägypten. Professionalismus ist spürbar. Für diese Jungs und Mädels sind die neuen Ansätze und Ideen natürlich fruchtbarer Boden, was einen weiteren Umstieg nur noch deutlicher macht: Weg von Print. Denn gerade die Autobranche und ihre Magazine, das war immer eine ganz besondere Love Story, die sich noch zu Zeiten hielt, als viele ihre Liebe zu tagesaktuell Gedrucktem schon längst abgelegt haben.

Nein, den Dieselmotor mit der Journaille zu vergleichen, wäre schon etwas übertrieben. Beiden werden aber damit leben müssen, dass sie einige von ihren Pfründen abgeben werden müssen. Und sich dagegen zu wehren, würde nur weh tun. Also tun sich alle leichter, wenn man freiwillig mitspielt.

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