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Geht's in die Verlängerung?

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In unserer neuen Serie "Was jetzt?" wollen wir Lösungsansätze bieten, wie man trotz anhaltender Lieferproblematik mobil bleibt. Teil 1 widmet sich der Frage, wann es sich lohnt, Leasingverträge zu verlängern, und welche Möglichkeiten die richtige Finanzierung bietet.

Es ist wohl die Schnelligkeit, die manchen aus der Bahn geworfen hat. Denn in der Autofinanzierung lief über Jahrzehnte das Geschäft mehr oder weniger immer gleich ab. Man least das Vehikel auf Nutzung oder Restwert, behält es durchschnittlich drei bis fünf Jahre, dann wird es von einem neuen abgelöst oder man zahlt den Rest und fährt einfach weiter. Einer Sache muss man sich bewusst sein: Dieses althergebrachte Prozedere wird es die nächsten Jahren wohl nicht geben. Was mit der Pandemie vor mehr als zwei Jahren losging und sich 2021 mit dem Halbleitermangel als Folgeerscheinung als beginnende Krise festsetzte, manifestierte sich heuer mit den Auswirkungen des Ukraine-Terrors endgültig als veritable Problematik für die Autoindustrie. FLOTTE verfolgte die Ursachen und Auswirkungen von Beginn an, doch so oder so: Wer nicht früh genug bestellt hat, schaut jetzt durch die Finger und muss warten, teils ohne zu wissen, wie lang. Was es jetzt also braucht, sind Lösungsansätze, wie man die Phase der Lieferschwierigkeiten möglichst schadlos und sicher durchschifft. Und genau hier hakt unsere neue Serie "Was jetzt?" ein. Im ersten Teil geht es darum, ob und – wenn ja – wann es sinnvoll ist, mit seinem bestehenden Fahrzeug einfach weiterzufahren.

Alter & Laufleistung
"Grundsätzlich kann man jeden Leasingvertrag verlängern, allerdings gibt es ein paar steuerliche Richtlinien", sagt Dipl.-Ing. Renato Eggner, Leiter des Fuhrparkmanagementausschusses beim VÖL, dem Verband Österreichischer Leasing-Gesellschaften. "Hier geht es um das sogenannte Finanzierungsleasing, hier ist die Verlängerung auf 90 Prozent der betriebsgewöhnlichen Nutzungsdauer (bei Pkw = 8 Jahre) limitiert. Im Gegensatz zum Operating Leasing, weil hier ja nur die reine Nutzung finanziert wird." Darüber hinaus gibt es natürlich von den einzelnen Anbietern gesetzte Grenzen, die sich nach dem Alter der Fahrzeuge und den Laufleistungen richten, wobei es hier vor allem um Kostengarantien geht, die ihre Limitierungen haben. Natürlich auch wegen des bürokratischen Aufwands: "Wenn ich die Laufzeit verlängere, wird das Auto bei der Rückgabe natürlich älter sein. Der Restwert fällt niedriger aus, ich benötige also eine völlig neue Kalkulation."

Eckpunkte
Bleibt natürlich die entscheidende Frage, ob es grundsätzlich das Gebot der Stunde ist, bestehende Verträge zu verlängern, oder nur in bestimmten Fällen? Eggner: "Wenn das Nachfolgefahrzeug nicht verfügbar ist oder sich verzögert, ist es immer die kostengünstigere Variante, den Vertrag zu verlängern.Schließlich habe ich damit ein passendes Fahrzeug und fahre zudem günstiger, als wenn ich mir eine kurzfristige Überbrückungslösung suchen muss." Gerade hier gibt es derzeit zwar eine Menge Angebote, die auch durchaus ihren Reiz haben. Doch egal, ob Langzeitmiete, Auto-Abo oder Sonstiges, das Problem ist nicht die Auswahl an Lösungen, sondern eher die derzeit schwierige Planbarkeit. "Das Interesse an Auto-Abos und Ähnlichem ist natürlich da, aber das ist alles immer eine Preisfrage," so Eggner weiter. Damit sich diese Art der Fortbewegung rentiert, müssten nämlich ein paar Eckpunkte erfüllt sein: "Schließlich gibt es Dinge wie Mindestvertragsdauer oder Kündigungsfristen, und überhaupt ist das Entgeld umso höher, je kürzer die Bindungsfristen sind. Hier muss man also exakt planen, ob die Mindestvertragsdauer des Abo-Vertrags nicht zu lang ist. Doch das ist nahezu unmöglich, da derzeit keiner genau sagen kann, wann das neue Fahrzeug geliefert wird." Ein Problem, das nämlich in beide Richtungen losgehen kann. So besteht durchaus die Möglichkeit, dass die Auslieferung nicht nur noch länger dauert als vom Hersteller bei Bestelleingang vermeldet, sondern unangekündigt womöglich schon um Monate früher passiert. Monate, in denen das gemietete Auto dann nur herumstehen – und Geld kosten würde.

Richtiger Zeitpunkt
Bleiben wir also doch bei der Idee, den bestehenden Wagen einfach ein wenig länger zu fahren. Indes: Wie viel länger eigentlich? Eggner: "Es gibt immer zwei Kosteneffekte. Der eine ist, dass Fahrzeuge mit der Zeit günstiger werden, da der Wertverlust zurückgeht. Das zeigt sich positiv bei den Raten. Auf der anderen Seite steigen aber die Wartungskosten, wobei bei einem Durchschnittsfahrzeug der positive Effekt bei der Finanzierung normalerweise überwiegt." Und gerade diese Wartungskosten sind es dann auch, die eine ungefähre Grenze aufzeigen, wie lang die positiven Effekte überwiegen. Und ab wann es schlau wäre, umzusteigen. "Eine grobe Empfehlung wäre, nicht über eine Laufleistung von 200.000 Kilometer zu gehen, weil ab dann technische Defekte erhebliche Kosten verursachen können. Und selbst wenn nicht, Dinge wie der Zahnriemenwechsel müssen auf jeden Fall durchgeführt und auch bezahlt werden", ergänzt Eggner, der zudem betont, dass mit den höheren Kosten auch die Ausfallzeiten immer häufiger werden können, die für den laufenden Betrieb natürlich extrem unangenehm sind.

Frühe Vögel
Was also tun? "Sich möglichst früh nach neuen Fahrzeugen umsehen. Am besten jetzt schon den Bedarf für 2023 bestellen, zudem empfehlen wir, sich im Einzelnen anzusehen, wie derzeit die Lieferfristen sind", rät Eggner, wobei es auch Lösungen gibt, die deutlich kurzfristiger greifen."Eine gute und leicht umsetzbare Variante ist zum Beispiel, gleichartige Fahrzeuge untereinander intern zu tauschen. Eines mit höherer Kilometerleistung bekommt ein Mitarbeiter, der nur wenig fährt, und umgekehrt." Oder aber, man überlegt sich, ein gebrauchtes Auto zu leasen. Eggners Tipp: Sich die Kilometerstände genau ansehen. "Gebrauchtwagenleasing ist definitiv ein Thema geworden, allein aus Mangel an Neufahrzeugen. Das zahlt sich aber nur dann aus, wenn man die zu erwartende Kilometerleistung der Mitarbeiter genau kalkuliert. Diese ist bei betrieblich genutzten Fahrzeugen im Durchschnitt fast drei Mal so hoch wie bei privaten." Ein Punkt, der derzeit einen gewissen Doppler-Effekt bewirkt und zeigt, dass Zweithand-Finanzierungen oftmals nur eine Notlösung sind. Denn erstens bekommen viele Leasingunternehmen derzeit nicht nur weniger Fahrzeuge zurück als üblich, da sie längergefahren werden. Gleichzeitig haben diese dann auch meist deutlich mehr Kilometer auf dem Buckel, sind mitunter also für Unternehmer gar nicht mehr attraktiv.

Streitfall Restwert
Auch bei einem Operating Leasing (Miete) wird im Hintergrund ein Restwert kalkuliert. Und natürlich sehen viele in der Krise eine Chance auf geringere Kosten, schließlich sind Gebrauchtwagen so hoch im Kurs wie schon lang nicht mehr, das müsste sich ja auf den Restwert auswirken, oder? Renato Eggner: "Das Ansinnen ist legitim, da das Preisniveau am Gebrauchtwagenmarkt derzeit sehr komfortabel ist. Aber das hat ja zwei Seiten." Die sogenannte Restwertgarantie, die in Operatingleasingverträgen inkludiert ist, und wie eine Versicherung agiert, bewahrt den Kunden vor zu hohen Nachzahlungen, sollte der Restwert aus welchen Gründen auch immer am Gebrauchtwagenmarkt nicht erreicht werden können. "Dieses Pendel aber kann in beide Richtungen ausschlagen. Die Branche hat viele Jahre gehabt, in denen sie dazuzahlen musste, wenn der avisierte Preis nicht erzielt werden konnte. Und da gab es natürlich nie eine Aufforderung an den Kunden, sich an diesem Ausfall zu beteiligen." Sprich: Operating Leasing bietet Kostensicherheit, da es gegen negative Effekte absichert, von denen man natürlich nicht wissen kann, ob sie eintreten. Eggners Tipp für alle, die dennoch die Kostenwahrheit anstreben: "Es gibt die Möglichkeit, Finanzierungslieasing entsprechend diesen Wünschen zu machen. In diesen Fällen übernimmt der Kunde das Risiko. Dann kann es sein, dass man am Ende der Vertragsdauer tatsächlich etwas zurückbekommt. Es kann aber genauso gut sein, dass man dann nachzahlen muss."
 

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